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Horizonte

31.05.20103 Min. Kommentar schreiben


Der Tag der Architektur ist das herausragende Ereignis für unseren Berufsstand. Er steht für Baukultur und Gestaltung in den Ländern der Bundesrepublik. Zu keinem anderen Zeitpunkt sind wir in der Öffentlichkeit derart präsent – vom Tagesschau-Beitrag bis zum Gespräch im ländlichen Raum. Und thematisch vom unkonventionellen Einfamilienhaus über den ­ambitionierten Gewerbe- bis zum überzeugenden Schulbau. Der „Tag“ führt in ein ganzes Architekturwochenende. Er beginnt am 25. Juni mit der feierlichen Veranstaltung zum Bundesauftakt in Kiel. Sein Schauplatz ist der neu erstellte Fährterminal am Schwedenkai, der die Titelseite dieser Ausgabe prägt.

Das Architekturwochenende setzt sich dann über ganz Deutschland fort. Der Tag der Architektur soll den Horizont weiten, den der interessierten Öffentlichkeit wie auch den eigenen. „Horizonte“ ist daher der Leitgedanke in diesem Jahr, zunächst einmal passend zum Auftakt in Schleswig-Holstein, dem Land zwischen den Meeren mit seiner sprichwörtlichen Weite und dem Übergang von Architektur in Landschaft und hohen Himmel. Der Leitgedanke Horizonte steht auch für den Ort des Bundesauftaktes – einen Verkehrsbau, von dem aus Reisen zu neuen Horizonten ihren Ausgang nehmen. Der Begriff Horizonte ist – auf die Arbeit des Architekten und den von ihm gestalteten Lebensraum bezogen – Synonym für Offenheit, Weitsicht, Herausforderung. Jeder, der den Leitgedanken annimmt, ist bereit zum Aufbruch, öffnet sich dem Neuen.

In den vergangenen Jahren hat sich zum Tag der Architektur eine Vielfalt von Präsentationsformen entwickelt. Es sind Führungen und Feste, Busfahrten und Rundgänge, offene Diskussionen und Veranstaltungen, darunter auch solche, die sich besonders an Kinder und Jugendliche wenden. Diese Vielfalt der Formen und Auftritte in den sechzehn Bundesländern zur gleichen Zeit soll erhalten bleiben. Mit ihr ist der Tag der Architektur zu allererst eine Veranstaltung vor Ort, in der Region.

Den gelegentlich geäußerten Gedanken, ihn in einheitlicher Form in ganz Deutschland zu veranstalten, möchte ich nicht unterstützen. Dem Tag der Architektur wären die ihn auszeichnende Vielfalt und Farbigkeit, die Prämisse des regionalen Bezuges genommen. Es wäre nicht mehr möglich, in den Ländern und Regionen nach den unterschiedlichen Bedürfnissen und Voraussetzungen zu verfahren – bei der Auswahl der Projekte, bei deren Präsentation und der gemeinsamen Vermittlung.

Der bundesweite Auftritt ist auch jetzt stark. Es gibt die gemeinsame Marke „Tag der Architektur“, das einheitliche Datum, die bundesweite Website www.tag-der-architektur.de und nicht zuletzt den Bundesauftakt, der Gesellschaft und Kammern, Politik und Medien zusammenführt und ihnen gemeinsam neue Horizonte erschließt.

Der Auftakt würdigt in besonderem Maße das Engagement unseres Berufsstandes und all der Kolleginnen und Kollegen vor Ort, die sich mit ihren Projekten präsentieren, insbesondere aber auch die buchstäbliche Offenheit ihrer Bauherren. Gerade bei ihnen möchte ich mich schon jetzt bedanken. Sie sind bereit, an einem hoffentlich strahlend schönen Sommertag Hunderte von Interessierten durch ihr Einfamilienhaus zu führen oder aber das eine um das andere Mal die Feinheiten ihres Bürogebäudes zu erläutern. Zeitgenössische Architektur in zahlreichen Städten und Dörfern, die gerne von stolzen Bauherren präsentiert und interessiert von aufgeschlossenen Bürgern besucht wird – was könnte bedeutsamer und auch erfüllender für uns Architekten sein?

Uwe Schüler, Präsident der ­Architekten- und Ingenieurkammer Schleswig-Holstein

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