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Zurück Nachwuchs-Kolumne #191

Architektenkammern und Verbände: fünf Wege in die Berufspolitik

Die Baubranche steht vor großen Herausforderungen. Architektenkammern und Verbände gestalten den politischen Rahmen des Wandels aktiv mit. Wir können dabei sein: fünf Wege kurz vorgestellt.

Von: Fabian P. Dahinten
Fabian P. Dahinten schreibt über den Einstieg ins Berufsleben, über...

21.02.20245 Min. Kommentar schreiben
Zettel mit der Aufschrift
In Architektenkammern und Verbänden kann man auf (mindestens) fünf Wegen berufspolitisch mitwirken.

„Wir können nicht weiter so bauen wie bisher.“ – Diesem Satz wird wohl kaum noch jemand widersprechen. Denn die Liste notwendiger Transformationen ist lang: stetig steigende Baukosten, immer neue Normen und Vorschriften, Abkehr vom klimaschädlichen Bauen und Bodenversiegelung. All dies geht einher mit einem eklatanten Mangel an bezahlbaren Wohnungen. Parallel dazu haben sich die Art und die technischen Möglichkeiten des Planens stark verändert – und werden dies weiterhin tun.

Wer aber schafft es, sich im stressigen Büroalltag darüber Gedanken zu machen, wie in fünf Jahren Gesetze aussehen müssten, damit wir bessere Gebäude bauen können? Genau das ist die Aufgabe von Architektenkammern und Berufsverbänden: Politik mitzugestalten, Architekt:innen eine Stimme zu geben, wenn ein neues Gesetz erarbeitet wird, dass für unseren Beruf relevant ist.

Bei Architektenkammern und Verbänden mitwirken

Es folgen fünf Möglichkeiten, bei den Architektenkammern und Verbänden aktiv an den Antworten auf die Fragen unserer Zeit zu mitzuwirken. Den Anfang machen Wege mit kleinerem zeitlichen Aufwand und etwas Einfluss, zum Ende hin wird es Schritt für Schritt zeitaufwendiger – verbunden mit größerem Einfluss.

1. Kammerwahlen

Die Architektenkammern sind demokratisch strukturiert. Regelmäßig stellen sich Personen und Gruppen zur Wahl. Alle von Ihnen vertreten eine Haltung, die sich von anderen deutlich unterscheiden kann. Je nachdem wer die meisten Stimmen erhält, dominiert in der Vertreterversammlung die jeweilige Richtung, in die die Berufspolitik gelenkt wird. Bislang machen zu wenige Mitglieder der Architektenkammern von ihrem Stimmrecht Gebrauch. Bei mir in Hessen stehen zum Beispiel vom 28. Februar bis zum 8. März 2024 die nächsten Kammerwahlen an. Vor fünf Jahren haben gerade einmal 36 Prozent der rund 11.000 berechtigten Personen gewählt.

2. Verbände und Vereine

Im Bereich der Hochbau-Architektur, der personenstärksten Disziplin in den Architektenkammern, gibt es viele Verbände, wie den BDA, den BDB, die VFA oder den DAI. Einige von ihnen sind wiederum in Landesverbänden oder lokalen Gruppen organisiert. Aber auch die kleineren Fachrichtungen tun sich zusammen, wie etwa im bdia oder im bdla. Die Verbände und Vereine organisieren eigene Veranstaltungen, Architekturpreise oder verfassen Positionspapiere – für eine große Reichweite oft in Zusammenarbeit mit anderen Verbänden und den Architektenkammern. In viele dieser Verbände beziehungsweise Vereine kann man frei eintreten. In andere, wie den BDA oder die DASL, wird man eingeladen oder berufen. Um ihre Positionen auch in die Architektenkammern einzubringen, stellen die Verbände Listen für die Kammerwahlen zur Vertreterversammlung auf.

3. Arbeitsgruppen und Ausschüsse

In jeder der 16 Landeskammern ist eine Reihe von Arbeitsgruppen, Arbeitskreisen und Ausschüssen aktiv. Sie sind der Maschinenraum der Architektenkammern. Ihre Mitglieder diskutieren und erarbeiten konkrete Positionen, Erklärungen und Konzepte – bis ins Detail. Auch auf Ebene der Bundesarchitektenkammer (BAK) sind solche Gruppen aktiv (hier eine Liste der Ausschüsse und Arbeitsgruppen, etwa zur HOAI oder zu brandaktuellen Themen wie dem Gebäudetyp-e oder zu Künstlicher Intelligenz), um unterschiedliche Perspektiven zusammenzutragen und Lösungen für den Berufsstand zu entwickeln. Wer in den jeweiligen Gruppen mitmacht, ist ganz unterschiedlich geregelt: mal wird dies in den Verbänden entschieden, mal in den Architektenkammern, mal durch öffentliche Aufrufe.

4. Vertreterversammlung

Die Vertreterversammlung ist das Parlament der einzelnen Architektenkammern. Darin werden die Beschlüsse auf Basis von Mehrheitsentscheidungen gefällt, untern anderem: die Höhe der Mitgliedsbeiträge, welche Positionen die jeweilige Architektenkammer politisch einnimmt oder welche Personen die Kammer als Vorstand vertreten. Bei uns in Hessen tritt die Vertreterversammlung zweimal im Jahr zusammen.

5. Vorstand

Die zeitaufwendigste Position ist die, in der man am meisten mitgestalten kann: ein Sitz im Vorstand einer Landesarchitektenkammer oder der BAK. Man erhält dabei den tiefsten Einblick in – teils vertrauliche – Gespräche mit der Politik oder führt diese selbst.

Wo möchtest du mitgestalten?

Zwei Jahre lang habe ich als Nachwuchssprecher an den Vorstandssitzungen der Hessischen Architekten- und Stadtplanerkammer teilgenommen und dabei erfahren, wie breit die dort diskutierte Themenvielfalt ist und wie differenziert Positionen zu diesen gefunden werden. Wie es nun nach den zwei Jahren weitergeht und vor allem, wo ich mich weiter mit meiner jungen Perspektive einbringen kann, war mir lange nicht klar – bis jetzt. Denn ich habe mich für die Vertreterversammlung aufgestellt und kandidiere für den BDA in Hessen.

Jetzt liegt es an allen Wahlberechtigten, ob ich auch in Zukunft an der Antwort auf die Fragen von Morgen mitarbeiten kann. Es werden hoffentlich mehr als 36 Prozent, die die Chance nutzen, einmal in fünf Jahren ihre Stimme bei einer Wahl der Architektenkammer abzugeben.


Fabian P. Dahinten ist Architekt und Partner bei Lengfeld & Wilisch Architekten, Darmstadt, studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt, engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Lorenz Hahnheiser und Luisa Richter.

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