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Zurück Nachwuchs-Kolumne #240

Bundestagswahl: eine Baustellenbesichtigung

Wohin es für unseren Berufsstand bei zentralen Themen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder Bürokratieabbau geht, beeinflussen die Ergebnisse der Bundestagswahl in erheblichem Maße.

Von: Fabian P. Dahinten
Fabian P. Dahinten schreibt über den Einstieg ins Berufsleben, über...

12.02.20254 Min. Kommentar schreiben
Kalenderblatt mit dem Datum 23. Februar

Die Bundestagswahl ist auch für Planende ein Tag der Entscheidungen
M. Schuppich/AdobeStock

Während mit Blick auf die Bundestagswahl hitzige Debatten über Migration, Steuern, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit geführt werden, bleibt ein Thema oft im Hintergrund: die Zukunft unserer gebauten Umwelt. Für uns Architekt:innen sind die politischen Weichenstellungen der kommenden Monate keine abstrakten Versprechungen – sie sind der Bauplan, der bestimmt, wie, wann und womit wir in Zukunft entwerfen und bauen.

Bürokratie: Weniger Bauvorschriften nach der Bundestagswahl?

Erinnert ihr euch an die schier endlosen Papierstapel und undurchsichtigen Genehmigungsverfahren, die uns den kreativen Schwung rauben? Eine Vereinfachung von Bauvorschriften nach der Bundestagswahl – etwa durch den Gebäudetyp E oder den verstärkten Einsatz digitaler Verfahren – könnte den Weg von der ersten Skizze zur Baugenehmigung verkürzen und den bürokratischen Ballast verringern.

Doch gleichzeitig steigt der Anspruch an nachhaltiges Bauen: Umweltstandards müssen eingehalten werden und Nachhaltigkeitsnachweise werden zur Pflicht. Wie können wir diesen Spagat zwischen effizienter Bürokratie und ökologischer Verantwortung meistern? Genau darin liegt die Relevanz der Bundestagswahl – denn wer den Rahmen für solche Regelungen setzt, beeinflusst unseren Alltag als Gestalter:innen maßgeblich.

Förderungen: Staatliche Anreize oder private Investitionen?

Wenn man durch die Stadt spaziert, wird einem klar: Unsere urbanen Räume sind im Wandel. Nach der Bundestagswahl können neue Fördermodelle und staatliche Investitionen den sozialen Wohnungsbau und die Schaffung öffentlicher Lebensräume voranbringen – Stichwort „Sondervermögen“. Für uns Architekt:innen bedeutet das: Es eröffnen sich Projekte, die weit über rein ästhetische Entwürfe hinausgehen – sie schaffen Lebensqualität und gestalten den urbanen Raum aktiv mit.

Gleichzeitig lockt der private Sektor mit dynamischen, aber oft unvorhersehbaren Projekten. Die Frage, welche Förderlandschaft künftig den Takt vorgibt, ist zentral. Hier zeigt sich, dass die Bundestagswahl nicht nur über Politik, sondern auch direkt über unsere Auftragslage entscheidet.

Nachhaltigkeit: Wieviel Klimaschutz soll es denn sein?

Heute steht – zumindest medial – Klimaschutz ganz oben auf der Agenda. Strengere Vorgaben zur Energieeffizienz und der Einsatz innovativer, nachhaltiger Materialien prägen zunehmend unseren Entwurfsprozess. Jedes energieeffiziente Gebäude, das in unseren Büros geplant wird, ist ein kleiner Beitrag im globalen Kampf gegen den Klimawandel.

Doch dieser grüne Anspruch geht oft mit zusätzlichen Herausforderungen einher: Wie viel Nachhaltigkeit verlangt der Gesetzgeber? Welche Fördermittel stehen uns zur Verfügung, um innovative, klimafreundliche Projekte realisieren zu können? Diese Fragen zeigen, wie essenziell die Bundestagswahl ist – denn sie legt den Grundstein dafür, wie wir in Zukunft bauen und welchen ökologischen Fußabdruck unsere Arbeit hinterlassen wird.

Stadtentwicklung: Historische Identität oder urbaner Neuanfang?

Unsere Städte erzählen Geschichten – von alten Fassaden bis zu modernen Stadtquartieren. Die Art und Weise, wie Bauland reguliert und genutzt wird, prägt das Bild unserer Innenstädte. Müssen wir den Charme vergangener Zeiten bewahren, oder liegt die Zukunft in radikalen urbanen Konzepten, die den sozialen Zusammenhalt stärken?

Diese Entscheidungen wirken sich direkt auf die Projekte aus, die wir realisieren, und fordern uns heraus, Tradition und Innovation harmonisch zu verbinden. Die Bundestagswahl ist hier relevant, weil sie den Rahmen für eine lebenswerte und vielfältige Stadtentwicklung schafft – ein Thema, das uns Architekt:innen täglich beschäftigt.

Digitalisierung: Mehr Zeit für Kreativität?

Die digitale Revolution hält Einzug in unseren Arbeitsalltag. Technologien wie Building Information Modeling (BIM) und komplett digitalisierte Genehmigungsverfahren versprechen, den bürokratischen Dschungel zu lichten und uns effizientere Planungsprozesse zu ermöglichen. Doch auch hier stellt sich die Frage: Wie fördert die Politik den digitalen Wandel in der Bauwirtschaft?

Neue Förderprogramme und innovative Ansätze könnten uns Architekt:innen nicht nur Zeit sparen, sondern auch die Kreativität beflügeln. Die Bundestagswahl wird also auch darüber entscheiden, wie stark Digitalisierung zum festen Bestandteil unseres Berufs wird.

Fazit zur Bundestagswahl: Mitentscheiden statt nur bauen

Die Bundestagswahl ist weit mehr als ein politisches Ritual – sie ist die Richtungsentscheidung für die Rahmenbedingungen, unter denen wir entwerfen und bauen. Jede Entscheidung in den Wahlurnen wirkt sich direkt auf Bauvorschriften, Förderlandschaften, Nachhaltigkeitsauflagen, Stadtentwicklung und die digitale Transformation aus.

Für uns Architekt:innen heißt das: Wir müssen diese Entwicklungen aufmerksam verfolgen und aktiv mitgestalten. Denn letztlich formen wir nicht nur Gebäude, sondern die Lebensqualität der Menschen in unseren Städten.


Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team im wöchentlichen Wechsel. Unsere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten, Luisa Richter-Wolf und Lorenz Hahnheiser.

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