FOTOSTRECKE: Veranstaltungsort war mit der Peter Behrens School of Arts (PBSA) die Architekturfakultät der Hochschule Düsseldorf.
Ingo Lammert / Architektenkammer NRW
Dieser Beitrag ist unter dem Titel „Diskurse auf Augenhöhe“ im Deutschen Architektenblatt 12.2024 erschienen.
Volles Haus, dichtes Programm, zahllose Gespräche und neue Kontakte: „So viel Austausch und Offenheit zwischen den Architektenkammern und uns jungen Leuten haben wir noch nicht erlebt“, beschrieben Paula Renner und Sascha Keller ihre Eindrücke vom zweiten Nachwuchsarchitekt:innentag (NAT:24). Die Architekturstudierenden aus Darmstadt zeigten sich vor allem begeistert von der Offenheit, mit der Menschen aus den Kammern und der Lehre auf die Anliegen des berufsständischen Nachwuchses reagierten.
Auf Einladung der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, der Bundesarchitektenkammer und nexture+ erlebten die Nachwuchsarchitektinnen und -architekten aller Fachrichtungen an der Peter Behrens School of Arts (PBSA, Hochschule Düsseldorf) nicht nur ein vielfältiges Programm, sondern auch das Gefühl, „Teil einer starken Gemeinschaft“ zu sein, wie es der Präsident der federführenden Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Ernst Uhing, in seinem Eingangsstatement sagte.
Zwischen Bauwende und künstlicher Intelligenz
Im Mittelpunkt des NAT standen Themen, die dem Nachwuchs aktuell auf den Nägeln brennen. Neben der Umsetzung der branchenweit geforderten Bauwende wurde über den Einsatz künstlicher Intelligenz in der Planungs- und Bauwirtschaft sowie über Berufseinstieg, Chancengerechtigkeit und ein Engagement junger Planerinnen und Planer innerhalb der Kammerstrukturen diskutiert.
„Die Beschleunigung der Bauwende und die Gestaltung der zukünftigen Planungsbranche kann nicht ohne den Nachwuchs gelingen“, erklärte Teresa Immler, Studentin und Präsidentin von nexture+. „Der NAT bringt Studierende, Lehrende, die Kammern und Berufseinsteigende zusammen und ist deswegen ein wunderbares Format für gemeinsame Diskurse auf Augenhöhe.“
Berufsstarter und Architektenkammern gestalten Rahmenbedingungen
Dass der Austausch zwischen der aktiven Architektenschaft und dem Nachwuchs in Zeiten der gesellschaftlichen Transformation und angesichts der Herausforderungen des Klimaschutzes von besonderer Bedeutung ist, war Konsens in allen 14 Workshops.
Auch Evelin Lux, BAK-Vizepräsidentin, unterstrich die Notwendigkeit des bundesweiten Erfahrungsaustausches über die Generationen hinweg: „Die hohe Wissensdichte über unsere Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung stellt das große Pfund der Kammern dar. Diejenigen, die sich am besten auskennen, müssen die politischen Rahmenbedingungen, die uns betreffen, direkt mitgestalten.“
NAT:24-Erklärung einstimmig verabschiedet
Unter den 300 Teilnehmenden waren auch zahlreiche Junior-Mitglieder, die etwa in Nordrhein-Westfalen seit zwei Jahren unmittelbar nach Studienabschluss in die Kammer aufgenommen werden können. „Nutzt die demokratischen Strukturen der Architektenkammern, um eure Interessen zu vertreten, und arbeitet mit ihnen zusammen“, lautet einer der Appelle an den Nachwuchs, die in der gemeinsamen „NAT:24-Erklärung“ zum Abschluss des Fachtages in Düsseldorf verabschiedet wurden. „Macht eure Arbeit noch transparenter und stellt Plattformen für den Austausch von Ideen zur Verfügung“, ein weiterer, der sich an die Kammerfamilie richtete.
Klimaaspekte in Vergabeverfahren
Die Workshops und Impulse drehten sich nicht nur um den Berufsstand selbst. Diskutiert wurden auch aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen, auf die die Architektenschaft unmittelbar reagieren muss – insbesondere der bessere bauliche Schutz des Klimas und die Bauwende hin zu einem kreislaufwirtschaftlichen, nachhaltigen Planen und Bauen. So forderte der NAT:24 von der Politik die Einführung des Gebäudetyps E sowie ein generelles Umdenken: „Setzt in Vergabeverfahren klimagerechte Aspekte als Kriterien voraus!“
Architektur-Nachwuchs muss auch in die Bauämter
Wie diese Entwicklungen in die Berufspraxis junger Planerinnen und Planer einfließen können, wurde in mehreren Workshops zur Existenzgründung und zu Berufswegen vertieft. „Überseht nicht den öffentlichen Dienst und das Baureferendariat“, forderte etwa Mahmud Mohammed, junger Planer im Hochbauamt des Kreises Wesel, seine Kolleginnen und Kollegen auf. Auch im Diskurs zwischen freischaffend und angestellt tätigen Architektinnen und Architekten gelte: „Wir brauchen das Fachgespräch auf Augenhöhe.“
Berufsstarter und Architektenkammern auf der Tanzfläche
Um das gemeinsame Reflektieren auch im Nachgang zu vertiefen, blieben viele Teilnehmende noch bis in den späten Abend bei Getränken und DJ-Set in der Hochschule Düsseldorf zusammen. Ergänzend hatte die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen für den Folgetag zu einem Netzwerkfrühstück in ihre Geschäftsstelle in den Medienhafen Düsseldorf eingeladen. Die Resonanz fasste Dr. Tilman Prinz, Bundesgeschäftsführer der BAK, treffend zusammen: „Berufspolitische Arbeit kann auch Spaß machen!“ Der dritte NAT soll in zwei Jahren im deutschen Südwesten stattfinden.
Christof Rose ist Pressesprecher der Architektenkammer NRW
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