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„Wir wollen gemeinsam Zukunft gestalten, als Individuen und als Kammergemeinschaft.“ Das BAK-Präsidium sind (v.l.) Evelin Lux, Andrea Gebhard (Präsidentin), Martin Müller und Prof. Ralf Niebergall.
Laurence Chaperon
Dieser Kommentar ist unter dem Titel „Was die neue Bundesregierung jetzt anpacken muss“ im Deutschen Architektenblatt 03.2025 erschienen.
Die Wahl stellt die Weichen für die kommenden vier Jahre. Wir hoffen auf eine engagierte und von Sachdiskussion geprägte, schnelle Regierungsbildung. Nach dem Aus der Ampel sind einige Themen liegengeblieben, für die wir Kammern gekämpft hatten. Bis in den Januar hinein brachten wir uns intensiv bei Ministerien und Abgeordneten dafür ein, dass HOAI, Gebäudetyp E und unsere Kritik am Vergabetransformationspaket noch berücksichtigt werden.
Heute blicken wir nach vorne und bereiten uns vor, die Koalitionsverhandlungen mit großem Einsatz zu begleiten. Jetzt liegt es an der zukünftigen Bundesregierung, entscheidende Themen aufzugreifen, um Deutschland fit für die Herausforderungen der Zukunft zu machen. Unsere berufspolitischen Forderungen für den Planungs- und Bausektor, ein wesentlicher Eckpfeiler unserer Wirtschaft, geben klare Orientierungspunkte, wo dringender Handlungsbedarf besteht.
Bauministerium muss erhalten bleiben
Ein eigenständiges und kompetent ausgestattetes Bundesbauministerium muss als treibende Kraft für Bau- und Stadtentwicklungspolitik erhalten bleiben. Es sollte die Querschnittskompetenzen bündeln, um Themen wie den bezahlbaren Wohnraum und eine nachhaltige, klimawirksame Stadtentwicklung effektiv voranzutreiben. Eine stabile Finanzierung und koordinierte Ansätze mit anderen Ressorts sind unerlässlich, um zukunftsfähige und innovative Bauprojekte umzusetzen – Stichwort Gebäudetyp E.
Vor allem die Wohnraumkrise bleibt drängend. Die neue Regierung muss Investitionshindernisse abbauen und Rahmenbedingungen festlegen, die die Schaffung bezahlbaren Wohnraums fördern. Dies schließt Steuererleichterungen, beispielsweise durch eine Reform der Grunderwerbssteuer, oder Steuerentlastungen vergleichbar mit denen für Gewerbegebiete sowie die Priorisierung integrierter Stadtentwicklungskonzepte ein. Sozial gerechte und nachhaltige Quartiere müssen nicht nur in Ballungsräumen, sondern auch im ländlichen Raum entstehen.
Klimaanpassung als Planungsaufgabe
Klimaanpassung und Nachhaltigkeit bleiben für uns planende Berufe klare Prioritäten. Der Klimawandel erfordert entschlossenes Handeln. Klimaanpassung sollte als Gemeinschaftsaufgabe ins Grundgesetz aufgenommen werden, um Städte und Gemeinden bei resilienzfördernden Maßnahmen zu unterstützen.
Eine verpflichtende Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden und eine Stärkung der Kreislaufwirtschaft durch den Gebäuderessourcenpass sind wichtige Schritte zur Emissionsreduktion und Ressourcenschonung. Mit dem Bundesregister Nachhaltigkeit schaffen wir eine neue und passende Plattform zur Sichtbarkeit unserer Expertise für alle Nachhaltigkeitsthemen.
Kleine Architekturbüros stärken
Auch eine moderne, gemeinwohlorientierte Bodenpolitik und ein Baugesetzbuch, das den Anforderungen einer integrativen und nachhaltigen Stadtentwicklung gerecht wird, müssen dringend umgesetzt werden.
Essenziell für eine erfolgreiche Bauwende sind qualifizierte Fachkräfte im Planungs- und Bausektor. Die Politik sollte freiberufliche Strukturen stärken und Anreize für kleine und mittelständische Unternehmen schaffen, die den Großteil der Planungslandschaft ausmachen. Nachwuchsförderung muss Teil einer umfassenden Strategie sein.
Die Digitalisierung bietet enorme Potenziale, die mit klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen für KI, Daten- und Urheberrechtsschutz erschlossen werden müssen.
Architekten sind bereit für die Zukunft
Wir wollen gemeinsam Zukunft gestalten, als Individuen und als Kammergemeinschaft. Die planenden Berufe haben ihre Verantwortung für die gesellschaftliche Transformation und das Gemeinwohl deutlich gemacht und unterstützen die Politik fachlich, Leitlinien für eine nachhaltige und zukunftsfähige Bau- und Stadtentwicklungspolitik festzulegen. Nur durch eine klare Vision, ausreichend finanzielle Mittel und ein starkes Zusammenspiel zwischen Politik, Verwaltung und Fachkräften kann Deutschland den Herausforderungen gerecht werden. Wir sind bereit!
Das BAK-Präsidium sind Andrea Gebhard (Präsidentin), Evelin Lux, Martin Müller, Prof. Ralf Niebergall (Vizepräsidenten)
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