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Zentren und Center

31.08.20123 Min. Kommentar schreiben
Foto: AK Rheinland-Pfalz
Gerold Reker, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz

Der öffentliche Raum hält die Städte zusammen – erschließungstechnisch und ästhetisch, sozial und ökologisch. Doch er wird vielfach beansprucht und dabei auch bedroht: in seiner Fläche von Verkehr und vielen anderen Nutzungsansprüchen, an seinen Rändern von privater Abschottung, Ignoranz und Konkurrenz. DABonline.de befasst sich im Monat September mit besonders schwierigen Stadträumen: Da gibt es die rasch wachsenden Zentren der Logistik an den Knotenpunkten des Verkehrs. Sie sind nicht urban im herkömmlichen Sinn, sind aber ein neuer Typ von Ballungskern, der an Architekten und Stadtplaner neue Herausforderungen stellt. Da gibt es in vielen Städten Hauptstraßen mit ungehobenen urbanen Schätzen. Man muss nur den Mut haben, den Asphalt der Fahrbahnen und Parkplätze aufzugraben.

Und in den Innenstädten gibt es die viel diskutierten Einkaufszentren. Sie können die City stärken, den Bedarf nach Handelsflächen decken und im günstigen Fall positiv auf ihr Umfeld ausstrahlen. Sie können aber auch einen zu großen Teil der lokalen Kaufkraft in ihr Inneres saugen und bisher lebendige Straßen im Umfeld abtöten. Sie können an die Stelle städtischer Vielfalt und Offenheit eine überwachte, vom Umfeld isolierte Schein- Öffentlichkeit stellen. Man sollte sie also weder verteufeln noch kritiklos hinnehmen. Bevor sich Center-unerfahrene Städte aber einem erfahrenen Center-Investor ausliefern, sollten sie in einem öffentlichen Prozess ihren eigenen Willen diskutieren und herausarbeiten. Dabei geht es nicht nur um Struktur und Standorte der Handelsflächen, sondern auch um Stadträume als Orte der freien, öffentlichen Begegnung der Bürger – auch derer, die gerade nicht als Konsumenten unterwegs sind.

Es gibt Alternativen zum introvertierten, gegenüber der Stadt abgeschotteten Center – ein Beispiel wird auf Seite 12 vorgestellt. Erste Erbauer und Betreiber von Einkaufszentren wollen nicht mehr Gegenwelten oder Surrogate zur urbanen Welt bieten, sondern wollen ein Teil von ihr werden. Denn auch viele der kaufenden Stadtbürger wollen mehr, als die abgeschotteten Center ihnen bieten können. Sie wollen Vielfalt und Überraschung nicht nur bei den Waren, wollen die traditionelle Innenstadt-Verflechtung von Handel, bürgerschaftlichem Leben, Kultur und Zeugnissen der Geschichte – und sie wollen zumindest bei Sonnenschein unter freiem Himmel sein.

Trotz aller Grabgesänge ist der öffentliche Stadtraum noch lange nicht tot. Gerade die medialen und virtuellen Welten brauchen konkrete, lebendige Gegengewichte. Architekten und Planer sind gefragt. Doch es braucht auch den politischen Willen der Städte, baukulturelles und urbanes Bewusstsein der lokalen Öffentlichkeit sowie nicht zuletzt ausreichende personelle Kraft und Kompetenz in den kommunalen Ämtern. Mit all diesen Größen sollten wir planen. Wir sollten sie zum Gedeihen urbaner Zentren nutzen – mal mit stärker integrierten Einkaufszentren. Aber manchmal auch besser ohne sie.

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