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Besser mit BIM

Building Information Modeling (BIM) erleichtert komplexe Projekte, stellt aber auch neue Anforderungen. Eine Architektin resümiert ihre Erfahrungen

31.05.20104 Min. Kommentar schreiben

Von Fred Wagner

„Es war ein harter Lernprozess“, sagt Sabine Steinert stolz, wenn sie sich an die Zeit der Einführung von Building Information Modeling, kurz BIM genannt, in ihrem Büro erinnert. Das war vor etwa zwei Jahren. Die meisten der 70 Mitarbeiter des Wiesbadener Architekturbüros Faust Consult GmbH, spezialisiert auf Gesundheitsbauten, mussten auf das neue Programm umlernen. „Normalerweise ist es für einen Architekten kein Problem, von einem CAD-Programm auf ein anderes zu wechseln“, sagt die 32-jährige Projektleiterin, „doch die neue Software, in unserem Fall Revit, erforderte ein völlig neues Denken.“

Ein BIM-Programm ist nicht mehr primär ein Zeichenwerkzeug, sondern eine Datenbank, in der man als Architekt mit anderen Planern zusammenarbeitet. So haben bei der Planung des Al-Ain-Krankenhauses in den Vereinigten Arabischen Emiraten rund 50 Architekten komplett in BIM geplant und circa 100 Fachplaner wurden im Projekt koordiniert. Die BIM-Datenbank entsteht in einem Zug mit den Zeichnungen und enthält sämtliche Quantitäten und Ausstattungslisten des Gebäudes, die mit den Kosten verknüpft werden können. Das bringe eine riesige Zeitersparnis und eine sehr hohe Genauigkeit, sagt Sabine Steinert, die regelmäßig über das Thema BIM an Universitäten, auf Messen, in Forschungsgruppen und Architektenkammern referiert. „Ein 650-Millionen-Projekt mit sieben Gebäuden auf einem Campus hätten wir ohne BIM-Datenmodell nicht in nur eineinhalb Jahren bis zur Ausschreibungsreife gebracht.“

Vereinfachte Planung durch Schnittstellenkoordination

BIM, auch als 3-D-Datenmodell bezeichnet, bietet Architekten eine ganze Reihe von Vorteilen. Kurz gesagt, vereinfacht es die Koordination aller zur Planung notwendigen Disziplinen. „Zur Vereinfachung trägt vieles bei: die Abstimmung zwischen Fachplanern unterschiedlicher Bereiche, die damit verbundene Aufteilung der Planung auf verschiedene Büros und Standorte, die Schnittstellenkoordination und ein bei allen gleicher Planungsstand. Die 3-D-Modellierung eines Bauwerkes ermöglicht eine Ausgabe konsistenter Pläne für Grundrisse, Schnitte und Ansichten. Vertikale und horizontale Bauelemente werden koordiniert und Problempunkte wie Fensteranschlüsse und weitere Details erkannt.“ Grundlage ist eine Softwarebibliothek, die Bauteile wie Fenster, Türen, Wände, Stützen und Möbel enthält. Darin finden sich nicht nur deren geometrische Eigenschaften, sondern auch Informationen zu notwendigen Anschlüssen, Farbe, Gewicht bis hin zu Kosten und weiteren Produktangaben.

Die vom Architekten erstellten Pläne inklusive Datenbank dienen als Grundlage für an­dere Gewerke. So integriert zum Beispiel der Statiker auf dieser Grundlage die dazugehörige Statik mit den tragenden Bauteilen und ermöglicht eine integrierte Massenermittlung aus dem Modell. Aufgrund der Struktur des 3-D-Datenmodells ist eine gleichzeitige Bearbeitung sowohl an verschiedenen Standorten wie auch mit einer großen Anzahl von Bearbeitern möglich.

Neue Software erfordert komplexes Denken im Team

Die Arbeit mit einer BIM-Software erfordert komplexes und übergreifendes Denken. Jeder einzelne Schritt muss durchdacht sein; bestimmte Vorgaben müssen sehr genau eingehalten werden. Steinert: „Wenn ich als Planer eine Kleinigkeit im Modell ändere, dann beeinflusse ich damit die Arbeit aller anderen, die am Modell mitarbeiten.“

Eine der größten Hürden bei der Einführung des neuen Planungsverfahrens war die Beschaffung des nötigen Wissens. Steinert: „In Deutschland steckt BIM noch in den Kinderschuhen und man findet nur schwer erfahrene Mitarbeiter, die mit der entsprechenden Software arbeiten können.“ Faust Consult GmbH engagierte in den Vereinigten Arabischen Emiraten einen BIM-Manager. „Der hat dann nicht nur unsere Mitarbeiter mit der neuen Software geschult, sondern sorgt jetzt rund um die Uhr dafür, dass das Modell korrekt aufgesetzt ist und keine Fehler enthält“, berichtet Steinert.

Um eine möglichst fehlerfreie Planung zu erhalten, ist eine hohe Präzision und Einheitlichkeit der Modellbearbeitung gefordert. Die damit verbundene Dateigröße ist eine weitere Herausforderung. Eine mögliche Lösung ist das Unterteilen des BIM-Datenmodells in fachbereichsbezogene Einzelprojekte, die untereinander verlinkt werden. Das ermöglicht die Bearbeitung durch verschiedene Disziplinen mit den vom jeweiligen Gewerk einzupflegenden Informationen. Eine Hauptherausforderung bleibt jedoch die Menge der zu verwaltenden Inhalte und das Aufrechterhalten der Aktualität der Daten. Diese und somit das Gesamtmodell müssen durchgehend einheitlich strukturiert sein, was zusätzliches Fachpersonal erfordert – etwa einen BIM-Manager. Des Weiteren ist eine intensive Kommunikation aller Beteiligten notwendig. Die elektronische Plattform ersetzt nicht die direkten Kontakte, sondern erfordert mehr davon.

Steinert ist überzeugt, dass trotz der komplexen Arbeitsweise die Arbeit mit einem 3-D-Modell künftig den Planungsprozess vereinfachen wird. Ihr Büro hat bereits die nächsten Projekte auf dem Tisch. Eine Bettenhaussanierung in Koblenz, ein weiteres Krankenhaus in Abu Dhabi sowie ein Krankenhaus in Syrien sollen komplett als BIM-Datenmodelle geplant werden.

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