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BIM-Objekte

Bei der Anwendung von digitalisierten Bauprodukten in der Planung ist vieles noch nicht geklärt – ein Überblick

01.10.20185 Min. Kommentar schreiben

Von Marion Goldmann

Im Zuge der Digitalisierung des Bauens sollen die Planung, die Ausführung und der Betrieb von Gebäuden zukünftig nach der Methode des Building Information Modeling erfolgen. Eine Facette von BIM sind die für die modellbasierte 3D-Planung digitalisierten Bauprodukte, die sogenannten BIM-Objekte, von denen die Baustoff- und Bauproduktehersteller mittlerweile eine große Bandbreite zur Verfügung stellen. „Zurzeit setzen wir die Objekte für Visualisierungen ein“, sagt Architekt Patric Eckstein von Staab Architekten aus Berlin. Dafür sind sie gut geeignet, schließlich soll dem Bauherrn ein möglichst realistischer Eindruck vermittelt werden. Das sei bei öffentlichen Projekten neben der Dokumentation allerdings fast der einzige Anwendungsfall, betont Architekt Michael Johl, zuständig für die Digitalisierung der Planung bei Hascher Jehle Architektur. Neben zwölf weiteren gehören auch diese beiden Büros der neu gegründeten BIM-Allianz an. Die Architekturbüros verfügen über mehrjährige Erfahrungen mit der Planungsmethode und möchten unter anderem die anstehenden Aufgaben gemeinsam und im Austausch mit den Softwareherstellern und der Industrie lösen. Da steht allen Beteiligten ein langer Weg bevor – auch in puncto BIM-Objekte, denn „da die Angebote keine HOAI-gerechte und produktneutrale Planung erlauben, können wir sie aktuell in der Planung nicht verwenden“, sagt Michael Johl.

Wann muss es wie präzise sein?

Die HOAI regelt im Grunde schon jetzt für jede Leistungsphase unter anderem den Informationsgehalt der Planung. Diesem Prozess müssten sich die BIM-Objekte anpassen lassen, das funktioniert jedoch nicht. Die BIM-Objekte, die über verschiedenste Datenbanken oder die Webseiten der Hersteller verfügbar sind, enthalten meist alle Informationen über die Produkt-Fähigkeiten, während in der Planung, Schritt für Schritt, Anforderungen dokumentiert werden. Die BIM-Objekte enthalten jedoch auch eine Vielzahl an Informationen, die sich in späteren Leistungsphasen in der Regel als nicht zutreffende Anforderungen herausstellen und die juristisch angreifbar sind. Patric Eckstein: „Ich müsste also alle Anforderungen, zu denen das BIM-Objekt Informationen enthält, schon zu Beginn der Planung geklärt haben. Das ist gar nicht möglich.“ Zum Beispiel werden bei einer Tür in der frühen Planungsphase zunächst nur die Abmessungen angegeben, gegebenenfalls noch, ob sie ein- oder zweiflüglig ist. Die Festlegungen aller weiteren Merkmalanforderungen, wie beispielsweise Brand-, Schall- oder Einbruchschutz, erfolgen später im Zuge der Planung. Demnach werden BIM-Objekte benötigt, die sich gemäß dem Stand der Planung fortlaufend immer präziser definieren lassen. „Das bedeutet aber, dass die Hersteller die Merkmale ihrer Produkte standardisieren müssten; am besten verbandsweise und in Zusammenarbeit mit Architekten“, erklärt Michael Johl. Notwendig sind hierbei einheitliche Begriffe (Sachmerkmale und -werte) und es müsste geklärt werden, welche Informationen die Objekte oder Gebäudeelemente generell enthalten sollen. Damit wären einheitliche Suchkriterien verfügbar und der Architekt könnte – zusammen mit standardisierten Produktdatenblättern – ein „Anforderungs“-Objekt erzeugen und mit den projektbezogenen Informationen bestücken.

Die Architektin Ajna Nickau von DhochN Digital Engineering erklärt, dass das prinzipiell bereits heute machbar ist. Bei einem Referenzobjekt im Rahmen des Förderprojektes BIMiD (BIM in Deutschland) hat sie das für Türen durchgespielt. Anlass für ihr Interesse, sich intensiver mit dem Handling von BIM-Objekten zu beschäftigen, war, dass bei den Projekten ihres auch als Generalplaner tätigen Büros eine Übergabe aus dem BIM-Modell in eine Facility-Management-Datenbank erfolgen sollte. Außerdem waren fehlende Produktdaten zu ergänzen. Ajna Nickau hat sich der ohnehin verwendeten Türen ihres Autorenwerkzeugs bedient und diese als Dummy für den Datentransport genutzt. Mithilfe einer Online-Lösung für Produkt- und Lebenszyklusinformationen hat sie, aufbauend auf bestehenden Templates von Herstellern, die relevanten Produkte erstellt und die gefilterten Informationen in das Modell übertragen. Die Architektin hat demnach gezeigt, dass es geht, sie räumt aber ein: „Der Aufwand war nicht gering.“ Daher plädiert auch sie für eine einheitliche Lösung. Michael Johl beschreibt die Situation so: „Im Prinzip sind alle damit beschäftigt, eigene Gebäudeelemente beziehungsweise Standards zu entwickeln, um deren Anforderungen mit Sachmerkmalen zu beschreiben. Da dieser Prozess unkoordiniert stattfindet, passen die Informationen der verschiedenen Beteiligten oft nicht zueinander.“ Die Folge ist, dass alle Planer ihre Bürostandards oder Prozesse für jedes neue Projekt umstellen müssen. Für diesen Aufwand besteht auf Auftraggeberseite wenig Verständnis. Im Sinne erfolgreicher und effizienter Projekte wäre es demnach besser, man könnte sich die Anpassungen sparen. Das erfordert aber allgemeingültige produkt- oder bauteilspezifische Merkmalstandards.

Detailreiche Geometrie

Kritisch wird bei den BIM-Objekten auch deren viel zu detaillierte Modellierung gesehen. Die Dateien enthalten meist zahlreiche geometrische Informationen, die schon aufgrund begrenzter Rechnerkapazitäten das 3D-Modell deutlich verlangsamen. Meist sind zudem die Firmenlogos enthalten, was aus Sicht der Hersteller nachvollziehbar, für die Architektenplanung jedoch ungeeignet ist. Damit ist spätestens bei der Ausschreibung die Produktneutralität nicht mehr gewährleistet.

Bei der Bauausführung und -dokumentation dreht sich dann das Bild. Architekt Simon-Martin Schultze von der BAL Bauplanungs und Steuerungs GmbH, ebenfalls Mitglied der BIM-Allianz, erklärt: „Für unsere modellbasierte Objektüberwachung benötigen wir wiederum die Herstellerangaben, denn zum Zeitpunkt X entscheiden sich die Baufirmen schließlich für ein bestimmtes Produkt.“ Der Wunsch der Architekten, die Produktneutralität an bestimmten Schnittstellen der Planung zu gewährleisten, lässt sich nur übergreifend und gemeinsam mit allen Beteiligten realisieren. Jeder Erfahrungsaustausch ist diesem Prozess dienlich.


BIM-Allianz

Die „BIM-Allianz“ aus derzeit 14 national und international tätigen Architekturbüros bietet sich als Ansprechpartner für eine praxistaugliche Entwicklung von BIM-Objekten an.

www.bim-allianz.de


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