Dieser Beitrag ist in leicht gekürzter Fassung unter dem Titel „Messeneuheiten 2022“ im Deutschen Architektenblatt 06.2022 erschienen.
Am Ende des Beitrags finden Sie Marian Behanecks große Software-Tabelle: 26 Produkte im Hinblick auf BIM-Funktionen, Schnittstellen, Visualisierung und Preis verglichen.
Von Marian Behaneck
Im Vorfeld der Bausoftwaremesse digitalBAU, die in diesem Jahr zum zweiten Mal in Köln stattfindet (31. Mai bis 2. Juni), haben viele Hersteller ihre CAD- und BIM-Software aktualisiert und erweitert. Zu den vielen Neuerungen zählen beispielsweise die Bestandsdaten-Erfassung, der parametrische Entwurf, die BIM-Modellkonstruktion, das Rendering, Cloud-Dienste und eine bessere digitale Zusammenarbeit zwischen Architekten und Fachplanern.
Allplan: Einfacher visualisieren
Die aktuelle Version „2022-1“ von Allplan enthält eine Vorschau-Funktion für die Rendering-Software „Lumion“. Damit können Änderungen am CAD-/BIM-Modell oder an der Blickrichtung sofort in Lumion sichtbar gemacht werden. Das beschleunigt und vereinfacht die Erstellung realistisch wirkender Visualisierungen, insbesondere von Vegetation, der Innenausstattung oder bewegten Objekten. Erweitert wurde in der Version 2022-1 unter anderem auch die parametrische Straßenplanung, wozu etwa eine verbesserte Eingabe der vertikalen Achsgeometrie und eine beschleunigte grafische Darstellung des Geländemodells gehören.
Graphisoft: Web-Seminare zu Mengen, Kosten und Haustechnik
Graphisoft vermittelt in neuen Web-Seminaren Archicad-Fachwissen. In 14 Kursen zum Thema „Mengen und Kosten“ werden anhand eines BIM-Beispielprojekts Schnittstellen zwischen Archicad und marktgängigen AVA-Programmen sowie die korrekte, VOB-gerechte Massen- und Mengenermittlung auch mehrschichtiger Bauteile mit Archicad 25 erläutert. Angesprochen werden auch potenzielle Fehlerpunkte bei der Mengenübergabe, etwa Fehler bei der Modellkonstruktion. In vier weiteren Web-Seminaren zum Thema „Architektur und Haustechnik“ steht die integrale Zusammenarbeit von Architektur- und TGA-Planung im Fokus. Auch hier wird an einem Beispielprojekt aufgezeigt, was unter anderem bei der Schlitz- und Durchbruchplanung zu beachten ist.
ArCon: Planung von Dachkonstruktionen
Die neue Version der Architektursoftware „ArCon +2022 Professional“ von Eleco Software vereinfacht die Planung und Visualisierung von Dachkonstruktionen. Für einen besseren und schnelleren Überblick insbesondere bei komplexen Projekten lassen sich Sichtbarkeiten individuell schalten, etwa alle im Projekt vorhandenen Geschosse. Auch der DWG-/DXF-Export und das integrierte 2D-Werkzeug „ThouVis“ für ArCon wurden komplett überarbeitet, sodass Projekte oder Teilprojekte direkt in die neuesten Formate exportiert werden können. Ebenso neu sind Erweiterungen der Raumkolorierung, der Wandeingabe und der Arbeitsoberfläche.
Elitecad: Einfacher modellieren und auswerten
Zu den Neuerungen von Elitecad Architektur 15 zählen Funktionen für eine komfortablere Modellierung und Planerstellung sowie eine umfangreiche Bauteil-Attributierung und Modellauswertung. Das neue „R5-Update“ bietet eine optimierte Druckausgabe von Texten und Erweiterungen der Auswertung von Brandschutzklassen für Fenster, Türen und Glaselemente. Verbessert wurden zudem die Durchbruchbeschriftung, die Darstellung mehrgeschossiger Fenster oder die Schnittdarstellung von Rollladenkästen. Auch die IFC4-Schnittstelle wurde beim Export von Wandschlitzen und beim Import von Wänden mit Clipping-ebenen optimiert. Verbesserungen gibt es außerdem bei der Beschriftung der Radiusbemaßung oder beim Verschieben mehrerer Maßketten. (www.elitecad.eu)
Revit: Engeres Zusammenspiel in 3D
„Revit 2023“ von Autodesk erweitert die Funktionspalette für Entwurf, Konstruktion, Visualisierung oder Dokumentation und vereinfacht die Kooperation zwischen Planern. Zu den vielen Neuerungen zählen beispielsweise ein Filter in Bauteillisten für eine selektive Plandarstellung, eine Explosionsfunktion in 3D-Ansichten zur Hervorhebung und automatisierten Beschriftung von Bauteilen, erweiterte Schnittoptionen für bestimmte Bauteile, wie etwa Einrichtungsgegenstände, neue Messfunktionen in 3D sowie überarbeitete Ansichtsfilter. Ein engeres Zusammenspiel zwischen Revit und dem 3D-Skizzenwerkzeug „FormIt Pro“ sowie der KI-basierten Designsoftware „Spacemaker“ soll die Erstellung, Bewertung und planerische Weiterbearbeitung von Entwürfen vereinfachen.
Solibri: BIM-Modelle checken
Solibri hat einen Prüfregelsatz für die Musterbauordnung (MBO) vorgestellt, mit dem eine BIM-basierte Abwicklung digitaler Bauanträge vereinfacht werden soll. Dafür wurde die MBO in Prüfregeln und Klassifikationen so spezifiziert, dass ein Teil der Anforderungen für eine regelbasierte Qualitätskontrolle und -sicherung von BIM-Modellen genutzt werden kann, beispielsweise für die Prüfung von Brüstungshöhen oder der Barrierefreiheit. Das soll beim Planen, Prüfen und Realisieren von Bauwerken für Planer, Bauunternehmen, Bauherren oder prüfende Baubehörden Zeit-, Kosten- und Ressourcenvorteile schaffen.
Spirit: Automatische Höhenkoten
„Spirit 2022“ von Softtech verfügt über ein neues Werkzeug zur automatisierten Beschriftung von Schnittansichten mithilfe von Höhenkoten. Dazu werden Bezugspunkte definiert und mit Höhenkotensymbolen verknüpft. Werden die Bezugspunkte oder Höhenpunkte geändert, aktualisieren sich automatisch die Werte der Höhenkote. 2D-Texte können jetzt linksbündig, zentriert oder rechtsbündig sowie vertikal ausgerichtet werden. Mit der Erweiterung der Segmentanzahl von Linienarten lassen sich noch präzisere gekurvte Linien erzeugen. Mithilfe neuer Schraffuren können bestimmte Baustoffe über die Schnittflächen normgerecht dargestellt werden.
Vectorworks: Cloud-Services erweitert
Das dritte Service-Pack für „Vectorworks 2022“ von ComputerWorks enthält vor allem Erweiterungen der Kollaborationsplattform Vectorworks Cloud Services. Dazu gehören eine verbesserte Integration von Cloudspeicher-Diensten wie Microsoft OneDrive. Anwender können damit komfortabel auf dort gespeicherte Dateien auch mobil zugreifen und diese bearbeiten. Renderstile der Renderingsoftware „Redshift“ können Vectorworks-Anwender nun ebenfalls verwenden, wenn sie Renderings in der Vectorworks-Cloud bearbeiten. Auch die LiDAR-3D-Scantechnologie bestimmter iOS-Mobilgeräte wird nun unterstützt. Zudem stehen drei Baumaterial-Texturpakete vom Texturanbieter mtextur mit bis zu 250 Materialien in Online-Bibliotheken zur Verfügung.
Marian Behaneck ist freier Fachjournalist in Jockgrim (Pfalz)
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CAD-Software im Vergleich
Marian Behaneck hat über 20 Software-Produkte unter die Lupe genommen, etwa im Hinblick auf BIM-Funktionen, Schnittstellen, Visualisierung und Preis. Seine Vergleichstabelle schafft den großen Überblick über die Leistungen der verbreiteten Programme aber auch weniger bekannterer Software, die sich vielleicht als hidden Champion entpuppt? Außerdem in der PDF-Tabelle: Hilfreiche Links und Ratgeber