Zielgruppe bestimmen
Für zündende Stellenausschreibungen steht die Frage nach der Zielsetzung und der Zielgruppe am Anfang. Klarheit über die potenziellen Bewerberinnen und Bewerber ist deswegen so wichtig, weil jede Zielgruppe in einem anderen Medium unterwegs ist: Entsprechend ist die zu erreichende Zielgruppe entscheidend dafür, welches Medium für welche Ansprache am besten geeignet ist.
Beispiel für Instagram oder TikTok
- „Bring deine Expertise im Bereich nachhaltiges Bauen ein und zeig uns, was du draufhast! – Genau dich sucht unser Planungsbüro!
Wir vom StadtLabor Hamburg* sind ein starkes Team von Architektinnen und Architekten und eine eingeschworene Gemeinschaft kreativer Köpfe. Wir suchen Verstärkung durch Hochschulabsolventinnen und -absolventen, die bei uns richtig durchstarten wollen. Unsere Leidenschaft für Architektur und Nachhaltigkeit ist das verbindende Element zwischen alten Hasen und jungen Talenten wie dir. Unsere Büroetage ist das ideale Biotop für kreativen Austausch, gegenseitige Unterstützung und deine berufliche wie persönliche Weiterentwicklung.
Klingt gut für dich? Dann melde dich am besten sofort bei mir. Ich bin Anja, StadtLabor-Talent-Koordinatorin und freue mich auf dich.“
Begleitet von atmosphärischen Bildern aus dem Büroalltag könnte Anja in einem etwa 30-sekündigem Video durchs Büro führen, um bei jungen Menschen zu punkten, die sie für ihr Team begeistern will.
Ein konkretes Beispiel hat das Architekturbüro Kadawittfeld gerade auf Instagram.
Richtig duzen oder siezen
So wie oben könnte die Kurzversion einer etwas anderen Form von Stellenausschreibung auf Instagram oder TikTok aussehen. Locker geschriebener und persönlich vorgetragener Text, der Bilder im Kopf erzeugt und das mit authentischen Bildern untermalt, sprechen junge Menschen besonders an.
Für Facebook oder LinkedIn eignet sich diese Form eher weniger. Die Tonalität – sprich die Ansprache der Lesenden für das jeweilige Medium – ist hier das entscheidende Kriterium. Während sich junge Menschen in der Regel duzen, sind ältere Menschen hingegen förmlicher unterwegs und Siezen in den Sozialen Medien eher.
Während auf TikTok und Instagram also lockere Texte, Bildmontagen und Videoformate gut funktionieren, kommt die Stellenausschreibung auf Facebook oder LinkedIn besser an, wenn sie etwas formeller gestaltet ist.
Beispiel für Facebook oder LinkedIn
- „StadtLabor-Planungsbüro sucht Architektinnen und Architekten!
Unser Team ist auf der Suche nach engagierten Architektinnen und Architekten, die ihre Karriere in einem Team aus 15 erfahrenen Planerinnen und Planern beginnen möchten. Als Kollegium bieten wir eine dynamische Umgebung, in der Kreativität und konstruktives Zusammenarbeiten im Mittelpunkt stehen. Unsere Leidenschaft für Architektur vereint erfahrene Fachleute und junge, aufstrebende Talente zu einer inspirierenden Gemeinschaft. Bei uns erwarten Sie spannende Projekte, sowie ein unterstützendes Umfeld, das persönliches und berufliches Wachstum fördert.
Wenn Sie sich für eine Ausbildung bei uns oder die Mitarbeit in unserem Junior-Kreativteam interessieren, kontaktieren Sie bitte unsere Personalmanagerin Anja Schmidtcken. Wir freuen uns darauf, Sie kennenzulernen!“
Mehrgleisig fahren
Potenzielle Studienabgängerinnen und -abgänger oder Auszubildende sind ideal über eine mehrgleisige Strategie zu erreichen: Über TikTok und Instagram, wo sie sich direkt aufhalten, aber auch über Facebook, was möglicherweise die von Eltern und Großeltern, die gerade beim Thema Ausbildung und Berufsstart noch sehr stark mit im Boot sind, die bevorzugte Plattform ist. Über Familiengespräche oder die Teilen-Funktion auf Messagingdiensten kann sich eine Ausschreibung dann schnell rumsprechen.
Bilder im Kopf erzeugen
Tipps und Tricks, die für gute Stellenausschreibungen gelten, leiten sich grundsätzlich aus den Regeln fürs Verfassen und Vermitteln guter und sinnstiftender Botschaften ab.
Stellenausschreibungen sind dann besonders ansprechend, wenn sie jenseits formaler Anforderungen eine Geschichte erzählen und Bilder im Kopf erzeugen. Beispielsweise so:
- „Nach einem spannenden ersten Arbeitstag fährst du mit dem Leihfahrrad noch an der Alster entlang. Die Sonne strahlt dir ins Gesicht, während du deinen Tagesablauf Revue passieren lässt: Die neue Kollegin deiner ‚Teaminsel‘ hat dir direkt das Du angeboten und dich gleich ins nächste Meeting mitgenommen. Deine Expertise war dort gleich gefragt und du hast den Auftrag für die Präsentation deiner Ideen im der kommenden Projektbesprechung bekommen. Der verspielte Bürohund ist schon jetzt dein heimlicher Star im Büro und wie alle anderen Kolleginnen und Kollegen immer für dich da!“
Bestimmte Satz-Formeln einbauen
Storytelling erzeugt Emotionen, die bewirken, dass die Ausschreibung, anders als eine rein faktenbasierte Darstellung, in Erinnerung bleibt. Damit Storytelling gut gelingt, gibt es auch einige Satz-Formeln, die sich besonders eignen.
- „Weg-von / Hin-zu“ ist ein Beispiel dafür. So wird direkt klar, wovon sich die Jobsuchenden lösen können und was sie auf ihrer neuen Stelle erwartet.
„Du willst weg von dem ganzen Papierkram und den Hierarchien, die dich davon abhalten, deine Potenziale auszuschöpfen und lieber Zeit für kreative Projekte und deine berufliche Weiterentwicklung haben? Dann bist du bei uns total richtig. Denn perfekter digitaler Workflow und flache Teamstrukturen sind bei uns an der Tagesordnung!“ - „Kein Bock mehr auf … ? / Du willst endlich … ?“ wäre je nach Zielgruppe auch eine denkbare Formel.
„Kein Bock mehr auf endlose Meetings und starre Arbeitszeiten? Du willst endlich flexibel agieren und die Freiheit haben, deine Arbeitsrhythmen selbst zu bestimmen? Dann bist du bei uns genau richtig. Wir bieten dir eine dynamische Arbeitsumgebung, in der du deine Kreativität ausleben und eigenverantwortlich handeln kannst. Mach Schluss mit dem 9-to-5-Trott, werde Teil unseres innovativen Teams und verwirkliche deine Ideen!“
Das eigene Architekturbüro vorstellen
Wichtig für das Entwickeln einer Stellenausschreibung ist es, über die Ansprache der Bewerberinnen und Bewerber hinaus, sich auch als zukünftiger Arbeitgeber möglichst prägnant vorzustellen. Folgende Fragen helfen für eine überzeugende Selbstdarstellung:
- Was macht unser Büro aus?
- Was zeichnet unser Unternehmen als Arbeitgeber aus?
- Wofür steht unser Unternehmen und was sind unsere langfristigen Ziele?
- Was hebt unsere Arbeit und unsere Haltung von anderen ab?
- Welche Vorteile bietet unser Büro seinen Mitarbeitenden?
- Warum lohnt es sich, für langjährig Mitarbeitende im Unternehmen zu bleiben?
- Warum sollten neue Mitarbeitende in unserem Büro anfangen?
Die Beantwortung dieser Fragen und die daraus abgeleiteten Stichworte für das Formulieren eines gut lesbaren und emotional ansprechenden Textes bietet Interessierten erste Einblicke, die es ihnen ermöglichen, sich in die Aufgaben und ins Unternehmen hineinzuversetzen.
Damit das in Kombination mit einem kurzen Text in den Sozialen Medien gut gelingt, ist der eigene Internetauftritt besonders wichtig. Er lässt ein Gefühl dafür entstehen, was das Unternehmen ausmacht, welche Projekte bevorzugt bearbeitet werden und wie der Umgang und das Miteinander zwischen Geschäftsleitung sowie Kolleginnen und Kollegen ist.
Beispiel für die Selbstdarstellung eines Architekturbüros
- „Wir vom StadtLabor sind ein klasse Team aus Architektinnen und Architekten und eine eingeschworene Gemeinschaft aus kreativen Köpfen. Unsere Leidenschaft für architektonische Meisterwerke im Bereich des nachhaltigen Bauens verbindet uns und fördert den kreativen Austausch, der jeden Bürotag zu einem besonderen macht.
Unser Team aus 20 erfahrenen Expertinnen, Experten und aufstrebenden Talenten wird von Bettina und Guido geführt. Die beiden Pioniere des nachhaltigen Bauens nehmen weltweit Gastprofessuren an renommierten Fakultäten wahr und initiieren und realisieren mit uns zusammen faszinierende Projekte. Ihr Team laden die Beiden regelmäßig zu spannenden After-Work-Abenden mit anderen Expertinnen und Experten ein. Bei Pizza und einem Glas Wein tauschen wir uns projektübergreifend und interdisziplinär aus, besprechen Themen aus dem Büroalltag und überlegen, wie und wo wir uns fortbilden, um am Puls der Zeit zu bleiben.
Wir legen Wert auf ein unterstützendes Arbeitsumfeld, in dem jeder die Möglichkeit hat, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Unsere Türen stehen immer offen für neue Ideen und Perspektiven, denn wir sind fest davon überzeugt, dass Vielfalt unsere Stärke ist!“
Aussagekräftige Fotos, Grafiken oder ein kurzes Video, unterstützen die Stellenausschreibung visuell und runden solche Informationen auf der Webseite ab.
Nutzt ein Büro eine solche Form der Selbstdarstellung, ist es von zentraler Bedeutung, dass die im Beispiel beschriebene Kultur des Miteinanders im Alltag auch tatsächlich gelebt wird. Denn Bewerberinnen und Bewerber merken im Kontakt sehr schnell, ob es sich um reine Marketingfloskeln handelt oder ob eine gelebte Unternehmenskultur hinter solchen Aussagen steht.
Die freie Stelle richtig beschreiben
Über die Beschreibung des eigenen Unternehmens hinaus ist natürlich die Darstellung der freien Stelle essenziell. Bei der Ausformulierung ist es hilfreich, auch die Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen einzubinden, denn sie wissen sehr gut, welche Qualifikationen im Team notwendig sind und können klarmachen, ob Berufseinsteigende oder Berufserfahrene gesucht werden.
„Frisch fertig“ studierte oder ausgebildete Menschen fühlen sich mitunter noch unsicher und sind daher mit ihren Bewerbungen manchmal zurückhaltend, wenn das Anforderungsprofil noch nicht ganz mit ihren Fähigkeiten korrespondiert.
Eine Passage in der Stellenausschreibung, die klarmacht, dass es Möglichkeiten gibt und der Wunsch an Mitarbeitende da ist, sich fortzubilden, hilft. Beispielsweise so: „Diese Stellenausschreibung entspricht unserer Wunschvorstellung. Wenn du noch nicht alle Checkboxen abhaken kannst und motiviert bist, dich in Neues und Unbekanntes reinzufuchsen, melde dich gerne bei uns!“
Attraktive Angebote jenseits der Arbeit betonen
Besonders spannend wird es für Jobsuchende, wenn über die benötigten Hardskills und Softskills und die einzelnen Tätigkeiten hinaus klar wird, was einen im Unternehmen noch erwartet. Gemeint sind besondere Aspekte wie das Leihfahrrad, Rabatte im Fitnessstudio, der Obstkorb im Büro oder das wöchentliche Brezelfrühstück mit den Kolleginnen und Kollegen oder auch die Option Homeoffice und sogenannte Workations, ein modernes Modell, das Arbeit und Urlaub verbindet.
Finden sich diese Themen dann auch in anderen Inhalten des Büros wieder, zum Beispiel im letzten Social Media-Post über das gemeinsame Bürogrillen oder die Teilnahme des Büroteams an der Marathonstaffel, verstärkt das die Authentizität der Inhalte.
Checkliste: In zehn Schritten zur Stellenausschreibung
Sind alle wichtigen Fragen geklärt, folgt die Umsetzung an deren Ende eine fertige Stellenausschreibung steht. Dieser Prozess lässt sich in zehn Schritten leicht verfolgen:
- Plan erstellen: Was wird gebraucht? Was wird geboten?
- Kanal wählen: Welche Zielgruppe wollen wir erreichen?
- Kommunikation festlegen: Wie fühlt sich unsere Zielgruppe angesprochen?
- Inhalte planen: Wie spielt die Stellenausschreibung mit anderen Inhalten zusammen?
- Stellenausschreibung verfassen: Welche Aussagen nutzen wir für welches Medium?
- Stellenausschreibung veröffentlichen
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einbinden: Liken, Teilen, Kommentieren, damit der Algorithmus für Reichweite sorgt
- Profil pflegen: Aktiv und präsent sein, Kommentare beantworten, direkt Kontakt zu Kommentierenden aufnehmen
- Abläufe automatisieren: Tools wie Hootsuite nutzen, um die Aktivitäten in mehreren Sozialen Medien gebündelt über eine Plattform zu organisieren und auch Notfallpläne entwickeln, um bei plötzlichen Krankheitsfällen die Zuständigkeiten zu definieren oder bei Kritik oder einem Shitstorm angemessen zu reagieren
- Ergebnisse auswerten: Reaktionen beobachten und Inhalte anpassen
*Alle in diesem Text verwendeten Büronamen sind frei erfunden.
Paula Behrendts ist Soziologin (M.A.), ist Autorin des StadtZeit Kassel Magazins und unterstützt Klaus Schaake in Workshops zum Thema „Öffentlichkeitsarbeit“. Aktuell befindet sie sich im beruflichen Anflug auf die Frankfurter Museumslandschaft.
Klaus Schaake (Dipl.-Ing. Architektur) berät und lehrt zum Thema Public Relations, etwa in Workshops, Trainings und am Fachbereich Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung der Universität Kassel.