BIM ist bei jungen und nicht mehr so jungen Architekt:innen seit Jahren in aller Munde. Dabei gibt es oftmals die, die BIM als heilsbringende Zukunft predigen oder die, die vor BIM als Teufelszeug warnen. Klingt etwas polemisch? Genauso empfinde ich die meisten Diskussionen zu diesem Thema. Es fehlt oft an fundiertem Wissen und Erfahrung, was dazu führt, dass nicht darüber gesprochen wird, in welchen Anwendungsbereichen welche Art von BIM geeignet ist und an welchen eben nicht.
Schon beim Aufkommen der CAD-Programme kam sicher die Diskussion auf, ob mit Tusche gezeichnete Pläne einfach so durch seelenlose CAD-Pläne abgelöst werden könnten. Ja, konnten sie, und ich kenne kein Büro, das noch ausschließlich mit der Hand zeichnet. Das ist der nicht aufzuhaltende Fortschritt. Das Internet war auch keine „Modeerscheinung“, es hat vieles grundsätzlich verändert. Aus meiner Sicht stecken nach wie vor zu viele ihre Kraft in kategorische Ablehnung, statt konkrete Probleme zu benennen und somit an der Entwicklung mitzugestalten.
Ein Blick nach Finnland: BIM-Modelle für den Bauantrag
An dieser Stelle will ich mein Eingangsstatement gleich auch wieder relativieren: Selbstverständlich gibt es Architekturbüros und Hochschulen, wo solche Grundsatzdiskussionen nicht mehr geführt werden. Dort ist man schon längst darüber hinweg und probiert aus, verbessert und entwickelt neue Arten, BIM zu lehren oder neue Workflows, um damit zu arbeiten. Doch die gibt es nach meinem Empfinden einfach noch zu wenig.
„Während bei uns das Hochladen eines PDF-Plans schon als fortschrittlich gilt, können in Finnland bereits BIM-Modelle für den Bauantrag eingesendet und vollautomatisiert verarbeitet werden“, sagt Mauritz Renz, Masterstudent an der TU München, der gerade im Auslandssemester in Schweden ist und erlebt, wo andere Länder schon stehen. „Wir brauchen dringend eine starke digitale Lehre in Deutschland, um nicht von internationaler Konkurrenz abgehängt oder anderen Disziplinen als Generalplaner abgelöst zu werden.“
Studierende wollen BIM im Studium
Vertreter:innen von über 30 Hochschulen haben bei der Gründung der Nachwuchsorganisation nexture+ vier Thesen zur Digitalisierung der Lehre formuliert. Darin fordern sie, in der Lehre spätestens ab dem vierten Semester mit digitalen 3D-Modellen zu arbeiten – ohne sich dadurch in ihren architektonischen Freiheiten beschränken zu lassen.
CAD-Programme und BIM sind Werkzeuge, nicht mehr und nicht weniger. Sie helfen uns Planenden, eine gute Architektur für Menschen zu entwickeln und müssen uns nicht einengen. Wir können die Entwicklung der Programme sogar aktiv mitgestalten, indem wir den Entwickler:innen unsere Bedürfnisse mitteilen.
Leitfaden der BAK: Die Richtung ist klar
Vor allem müssen junge CAD-Einsteiger:innen darin geschult und sensibilisiert werden, nicht in „Sims“-Manier, 3D-Objekte im Baukasten-Prinzip zu einem bunten Strauß zusammenzuklicken. Gerade wenn Studierende auf ihren ersten Schritten mit den „Bibliotheken des Grauens“ allein gelassen werden, kommen schlimme Dinge dabei raus. So, wie Eltern ihre Kinder auch nicht mit einem Tablet allein das Internet erkunden lassen sollten, brauchen auch Studierende eine reflektierte Begleitung in die Welt des CAD, der 3D-Modelle und des BIM.
Die Bundesarchitektenkammer hat kürzlich den Leitfaden „BIM für Architekten – Digitale Planung in der Hochschulausbildung“ herausgegeben, der in eine ähnliche Richtung weist, wie die Forderungen der Studierenden: Er verdeutlicht die Relevanz von digitalen Werkzeugen für eine bessere Lehre. Der Leitfaden macht auch Vorschläge zur Integration ins Curriculum und zeigt an Beispielen, wie so eine Lehre konkret aussehen kann.
BIM im Studium: Nun sind die Hochschulen gefordert
„Digitale Planung ist mit fast allen bestehenden Themen und Disziplinen zu verzahnen und daher am besten kooperativ einzuführen“, so Andreas Pilot. Der Leiter des BIM-Studios an der TU Darmstadt hat als Autor an dem Ratgeber mitgearbeitet. Dass die BAK dazu eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen hat und sich nun unter anderem an die Seite der Forderungen der Studierenden stellt, unterstützt laut Pilot die anstehenden Veränderungen, setze sie jedoch noch lange nicht um. Dies liege nach wie vor in der Hand innovativer Personen an Hochschulen und Universitäten.
Die Studierenden wollen es, die BAK zeigt auf, wie es funktionieren kann – und nun kommt es auf die Hochschulen an. Es geht bei CAD und BIM um viel: um künftig das Berufsbild Architekt:in in vollem Umfang als Generalist:in und vor allem an zentraler Stelle ausüben zu können, wo alle Informationen der Fachplanungen zusammenlaufen. Dafür müssen wir mit digitalen Werkzeugen umgehen können. Ansonsten übernehmen andere Berufsgruppen das Feld der digitalen Werkzeuge samt 3D-Modellen – und wir liefern zukünftig nur die „Gestaltung“ dazu.
Fabian P. Dahinten studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt, engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+ und ist Sprecher der Nachwuchsmitglieder der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen.
Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Lorenz Hahnheiser und Johanna Naara Ziebart.
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