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Zurück Nachwuchs-Kolumne #148

Künstliche Intelligenz in der Architektur: der Rat des Rechners

Mit Dall E und Midjourney lässt Künstliche Intelligenz sich bereits heute für den architektonischen Schaffensprozess nutzen. Der Architekturberuf und seine Ausbildung werden sich damit verändern, aber nicht an Relevanz verlieren

Von: Lorenz Hahnheiser
Lorenz Hahnheiser schreibt über die Architekturlehre an den Unis, architekturpolitische...

12.04.20234 Min. Kommentar schreiben
Eine Hand mit Stift, der Arm eines Baggers und ein männlicher Kopf mit Bauarbeiter-Helm, im Hintergund die Anmutung einer Hausfassade. Das Bild hat eine Künstliche Intelligenz erstellt.
Künstliche Intelligenz am Bau: Zu diesem Thema hat sich DAB-Kolumnist Lorenz Hahnheiser dieses Bild hier von DALL E erstellen lassen.

„Künstliche Intelligenz (KI) hat sich zu einem Game Changer in mehreren Bereichen entwickelt, einschließlich der Architektur. Mit ihrer Fähigkeit, riesige Datenmengen zu analysieren und Erkenntnisse zu liefern, die für Menschen lange Zeit schwer zu erfassen waren, hat KI die Arbeitsweise von Architekten revolutioniert.“ So beschreibt die Künstliche Intelligenz Chat GPT den Einfluss von KI auf die Architekturwelt. Dabei tritt sie sehr selbstbewusst auf (und gendert nicht). Auch wenn Menschen KI bisher selten in den kreativen Schaffensprozess einbinden, ist davon auszugehen, das dieses Instrument sich zum Game Changer entwickeln wird.

Jetzt schon können wir Künstliche Intelligenz beim Gestalten hinzuziehen. Zum Beispiel stehen kostenlos die KI Dall E und Midjourney bereit, um auf grobe Anweisungen hin Bilder zu produzieren und modifizieren. Chat GPT kann genutzt werden, um sich inhaltlich beraten zu lassen. BIM-Anwendungen werden durch Künstliche Intelligenz stetig besser.

KI: ein hilfreiches Werkzeug, keine Gefahr

Um die Möglichkeiten und Risiken  zu bewerten positionierte sich erst kürzlich der Deutsche Ethikrat zum Umgang mit KI. Die Stellungnahme fokussiert sich auf ihren Einsatz im direkten Kontakt zum Menschen, also in Medizin, Bildung oder Verwaltung. Doch die Kernthesen lassen sich auch mit architektonischer Brille lesen: „Der Einsatz von KI muss menschliche Entfaltung, Autorschaft und Handlungsmöglichkeiten erweitern und darf sie nicht vermindern.“ Mit anderen Worten: Künstliche Intelligenz kann als Werkzeug hilfreich sein, soll uns aber nicht abschaffen.

Mensch trägt die Verantwortung

Wie auch immer Künstliche Intelligenz eingesetzt wird, am Ende trägt der Mensch die Verantwortung. Der Rechtliche Rahmen dafür wird im Moment noch vom Europäischen Rat und Parlament ausgearbeitet. In der Gesprächsrunde junger freier Berufe des Bundesverbandes der freien Berufe (BFB) Ende März klang bereits an, dass die Person am Computer geradestehen muss. Der BFB (hier ist u.a. auch die Bundesarchitektenkammer Mitglied) nimmt an den Gesprächen zur Rechtslage Teil. Um die Freien Berufe hierbei gut vertreten zu können, dreht sich die aktuelle Konjukturumfrage des BFB konkret um den Umgang mit KI.

Künstliche Intelligenz entwirft logisch, aber ohne Raumgefühl

Der Musikproduzent Rick Rubin hält im Interview fest, dass die Qualität von Künstler:innen nicht in ihrem Machen, sondern ihren Ergebnissen liegt. Künstliche Intelligenz könne das Machen unterstützen, so wie andere Computerprogramme es jetzt bereits tun. Das menschliche Erkennen des Besonderen und sein Kuratieren sei jedoch das, was Kunst ausmache.

Für den architektonischen Schaffensprozess kann Künstliche Intelligenz Referenzprojekte und Entwurfsvarianten liefern, die unter gegebenen Parametern möglich sind, sie hat aber kein Raumgefühl.

KI kann aus Referenzen im Handumdrehen Grundrisse für spezifische Bauaufgaben vorschlagen. Die Reproduktion, zu der eine Künstliche Intelligenz fähig ist, wird jedoch in der Regel mittelmäßige Architektur wiederholen. Für das Erstellen von Varianten ist dieses Werkzeug sicher hilfreich, es braucht aber die gut ausgebildeten Architekt:innen um zu erkennen, welche Variante die größten Qualitäten mit sich bringt.

Nur Menschen schaffen qualitativen Fortschritt

Die Software ist durch den vorliegenden Datensatz gewissermaßen vorbelastet und in vielerlei Hinsicht nur beschränkt entwicklungsfähig. Räumliche Missstände lassen sich nur durch gesellschaftlichen Diskurs angehen. Dass jede Person selbstverständlich einen Raum für sich haben kann – a room of ones own –, ist zum Beispiel eine Entwicklung der letzten 100 Jahre. Eine sture Reproduktion von Küche, Bad, Schlafzimmer, Wohnzimmer hätte diese Veränderung nicht zugelassen. Der Missstand, den die fehlende Privatsphäre vor allem für Frauen bedeutete, wäre einer, der von einer KI gnadenlos reproduziert würde.

Um dem Klimawandel und aktuellen sozialen Missständen zu begegnen, braucht es eine stetige Entwicklung der Architektur. Dafür müssen weiterhin Menschen ausgebildet werden.


Lorenz Hahnheiser hat sein Bachelor-Architektur Studium an der Leibniz Universität Hannover abgeschlossen, nutzt die Zeit vor dem Master für erste Bauerfahrungen und engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten und Luisa Richter.

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