In diesem Frühjahr begehen die Architektenkammern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen ihr 30-jähriges Gründungsjubiläum. Kürzlich fiel mir ein inzwischen historisches Architektenblatt in die Hände: Im Juni 1991, so wurde dort berichtet, fand der „Deutsche Architektentag“ in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden statt und das Interesse der Architektenkollegen aus Ost und West war so groß, dass der Veranstaltungsort gewechselt werden musste.
Fünf neue Architektenkammern
Anlass des DAB-Artikels: Die Architektenkammern der „neuen Länder“ waren Mitglieder der Bundesarchitektenkammer geworden. Der Bericht ist ergänzt mit einem Bild des um fünf Präsidenten erweiterten BAK-Vorstandes: eine Gruppe reiferer Herren. Nur zwei heben sich ab, sie sind 33 und 34 Jahre alt und die Präsidenten aus Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, beide freischaffende Bürogründer in einer Um- und Aufbruchzeit.
Meine Gedanken gehen zurück in diese Zeit, in der ich selbst – nur unwesentlich jünger – meine ersten Berufserfahrungen in einem Büro in Hannover gemacht hatte und gerade Mitglied in einer schon lange etablierten Architektenkammer geworden war. Neue Projekte in Leipzig und Bad Wilsnack lagen auf dem Tisch, und die Berufspolitik war noch weit weg. Die hat man älteren Kollegen überlassen.
Architektenkammern aus dem Westen unterstützen
In den Gesprächen mit den Gründern von damals spürt man noch heute die besondere Stimmung, in der ganz unkonventionell gehandelt und das junge Architektenkammerwesen auf den Weg gebracht wurde. Unterstützung gab es durch die erfahrenen Nachbarkammern jenseits der ehemaligen Grenze, die mit Rat und Tat, Know-how und Fortbildungsangeboten den engagierten Neulingen zur Seite standen. 30 Jahre später stelle ich mir die Frage, wie viel Vertrauensvorschuss wir heute bereit sind, den jungen Architektinnen und Architekten für eine berufspolitische Arbeit zu geben. 1991 hatten die jungen Präsidenten Ralf Niebergall und Joachim Brenncke diesen Vertrauensvorschuss erhalten. Heute, nach drei Jahrzehnten ihres Wirkens in der Berufspolitik und ihrem langjährigen Einsatz für die gesamte deutsche Architektenschaft im Präsidium der BAK, lässt sich sagen, dass die Entscheidung offensichtlich richtig war!
Damals noch reine Herrenrunden
Das Gruppenbild des heutigen BAK-Vorstandes hat mit dem in Dresden nicht mehr viel gemeinsam. Die langjährige BAK-Präsidentin Barbara Ettinger-Brinckmann „brach“ 2004 als erste Präsidentin einer Länderkammer die Herrenrunde auf, andere Präsidentinnen folgten. Der Vorstand der BAK ist ein kollegiales und zielführend arbeitendes Gremium, in dem kleine und große Länderkammern, ältere und jüngere Präsidentinnen und Präsidenten gleichberechtigt und miteinander wirken, unterstützt von ihren kompetent und konstruktiv kooperierenden Bundes- und Ländergeschäftsstellen.
Bevor ich das Architektenblatt vom August 1991 wieder ins Archiv gebe, sehe ich sie mir alle noch einmal an, die Wegbereiter der Selbstverwaltung des freien Berufsstandes der Architektinnen und Architekten im Osten Deutschlands: Günter Andres für Thüringen, Winfried Sziegoleit aus Sachsen, Hans-Georg Vollmar aus Brandenburg, Ralf Niebergall und Joachim Brenncke. Nicht dabei, und dies ist der Tatsache geschuldet, dass die Architektenkammer Berlin bereits Mitglied der BAK war, ist Cornelius Hertling. Der damalige Präsident einte die Architekten West- und Ostberlins und zog mit der Geschäftsstelle kurzerhand aus dem Westteil der neuen Bundeshauptstadt in die Ostberliner Karl-Marx-Allee. Jetzt war alles möglich ….
Axel Teichert, Präsident der Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Lesen Sie hier den DAB-Artikel von 1991 mit dem kryptischen aber doch sogleich erklärbaren Titel „Architekten brauchen Hygiene“.
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