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Baureferendariat im öffentlichen Dienst: Führungskräfte gewinnen!

Die fachliche Expertise von Architektinnen und Stadtplanern ist auch in den staatlichen Bauverwaltungen von Bund und Ländern gefragt. Das nötige Rechts- und Verwaltungswissen vermittelt ein technisches Referendariat. Doch das ist kaum bekannt. Claus Klein findet: auch die Zugangsvoraussetzungen müssen einfacher werden.

29.11.20244 Min. Von Claus Klein 2 Kommentar schreiben
Claus Klein, Vorsitzender des Ausschusses Angestellte und Beamtete

„Das technische Referendariat ist zu vielen, die diesen Weg gehen könnten, nicht bekannt“: Claus Klein, Vorsitzender des Ausschusses Angestellte und Beamtete.
privat

Dieser Kommentar ist unter dem Titel „Wie wir wertvolle Führungskräfte gewinnen“ im Deutschen Architektenblatt 12.2024 erschienen.

Städte und Siedlungen fit machen für den Klimawandel, unsere Infrastruktur nachhaltig auf Umweltschutz ausrichten: Die Aufgaben sind enorm, Fachleute aus der Planung sind mehr denn je gefragt.

Baurechtliche Kenntnisse werden wichtiger

Architekturbüros realisieren Projekte auf Basis rechtlicher Vorgaben. Diese definieren den Rahmen, teils auch zu erreichende Ziele. Das gilt nicht nur mit Blick auf Klima und Umwelt, doch haben die wachsenden Aufgaben das Geflecht der Regeln noch komplexer werden lassen.

Über die nationale Ebene hinaus spielt die EU eine immer wichtigere Rolle, etwa mit der Gebäuderichtlinie und dem Green Deal. Baurechtliches Know-how gewinnt damit an Bedeutung.

Baureferendariat als Zusatzqualifikation

Der Bedarf an Fachleuten mit solcher Expertise ist vor allem im öffentlichen Dienst und in der Bauverwaltung enorm. Über das technische Referendariat als Zusatzqualifizierung eröffnen sich dort für Absolventinnen und Absolventen technischer und naturwissenschaftlicher Studiengänge beträchtliche Gestaltungsspielräume und attraktive Karrierewege.

Doch es gibt zu wenige dieser dringend benötigten Fachkräfte. Das zweijährige technische Referendariat ist zu vielen, die diesen Weg gehen könnten, nicht bekannt.

Wer Architektur, Landschaftsarchitektur oder Stadtplanung studiert hat, sollte nicht erst durch Zufall auf das Traineeprogramm der staatlichen Hochbauverwaltungen für den höheren technischen Verwaltungsdienst aufmerksam werden.

Denn deren Ziel, Führungskräfte für den öffentlichen Dienst zu qualifizieren und sie auf verantwortungsvolle Leitungsfunktionen in einer technischen Verwaltung praxisgerecht vorzubereiten, bietet passgenaue Perspektiven.

Baureferendariat bekannter machen

Vor diesem Hintergrund kann man dem Fachkräftemangel zunächst kommunikativ begegnen. Eine Kampagne – getragen von der Nachfrageseite: Bund, Länder, Kommunen – kann die Ausbildung zum Bauassessor oder zur Bauassessorin an Hochschulen und Universitäten signifikant sichtbarer machen.

Mehr Referendariatsplätze und Stellenoffensive

Um die Ausbildungszahlen des Baureferendariats zu erhöhen, brauchen wir darüber hinaus entsprechend mehr Ausbildungsplätze. Mit einer Stellenoffensive der Länder und Kommunen für Fachkräfte in planerischen Berufen für den öffentlichen Dienst ließe sich dies erreichen.

Zudem können die Landesministerien eine größere Zahl von Referendariatsplätzen anbieten, um wieder eine umfassende Planungs- und Bauherrenkompetenz zu etablieren. Kommunale Ämter, Bauverwaltungen und -betriebe wiederum sollten mehr Referendare beim Ministerium anfordern.

Einfachere Zulassung zum Baureferendariat

Um für das Baureferendariat die Nachfrage zu erhöhen, sind nicht zuletzt bürokratische Erleichterungen wichtig. So lohnt sich ein prüfender Blick auf die Zulassungsbedingungen: Wo ist eine Aktualisierung angesagt, wo braucht es niedrigere Eintrittshürden?

Generell sollte die Ausbildung von Nachwuchsführungskräften für den öffentlichen Dienst und die Bauverwaltung noch breiter angelegt werden. Das hieße zum Beispiel auch, ein Referendariat für Landschaftsarchitektur in allen Bundesländern einzuführen.

Einheitliche Prüfungsordnungen nötig

Auf der Hand liegt, dass die Administration der Prüfungen durch das Oberprüfungs­amt erleichtert werden muss, damit die Referendarinnen und ­Referendare durch einheitliche Prüfungsordnungen der Länder mehr Chancen ­erhalten.

Gehalt und Arbeitszeiten im Baureferendariat

Attraktivität heißt auch: eine flexible Dauer des Referendariats je nach Vorkenntnissen, vielseitige Curricula, angemessenere Vergütung, flexible Arbeitszeit und Übernahmezusagen in den Ausbildungsstätten.

So gewinnen wir Architektinnen und Planer mit Baurechts- und Verwaltungskenntnissen für den ­Einsatz im öffentlichen Dienst und in den Bauverwaltungen – und können die anstehenden Aufgaben angehen.


Claus Klein, Vorsitzender des Ausschusses Angestellte und Beamtete.

Ein Positionspapier zum Baureferendariat und eine Q&A-Seite finden Sie auf der Webiste der BAK.

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2 Gedanken zu „Baureferendariat im öffentlichen Dienst: Führungskräfte gewinnen!

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,
    meiner Meinung nach ist der Artikel berechtigt und notwendig. Allerdings ist der Bedarf zwar groß, jedoch die Wertschätzung bei kleineren Gemeindeverwaltungen eher gering. Der Einfluss der Politik ist erdrückend – hier ist es eher unangenehm, wenn sich der Bürgermeister oder Stadträte mit dem Wissen eines Fachmanns auseinandersetzen müssen. Der Ton ist rauher, denn bauen kann doch jeder. Nach langen Jahren als Stadtbaumeister kann ich jedem nur abraten bei einer Kommune als Fachmann zu arbeiten. Nach dem Vorbereitungsdienst hatte ich große Ziele und wechselte vom Staat zur kreisangehörigen Kommune – schnell war klar, die Kommune will keinen Fachmann, sondern einen Zeichner, der die Wünsche der Politik realisieren soll und die größtmögliche Legitimation hat.
    Und natütlich darf auch nicht vergessen werden, dass die Kommunen inzwischen Verwaltungskräfte zu „Baurechtlern“ ausbilden, die allerdings weder vom Hoch- noch vom Tiefbau oder der Stadtplanung eine Ahnung haben.
    Schöne Grüße
    Roland Pfauntsch

    Antworten
  2. Sehr geehrte Damen und Herren,
    nach meinem Studium der Landespflege fand ich diese Qualifikation durchaus interessant. Allerdings war sie – zumindest Ende der 80iger/Anfang der 90iger – nur für Absolvent*innen von Unis u.a. möglich. Als Dipl.-Ing. FH wurde ich nicht genommen.
    So habe ich mich nach einiger Zeit als Angestellte und nebenberuflicher Tätigkeit Ende der 90iger selbstständig gemacht.
    Die Ausführungen von Herrn Pfauntsch kann ich nicht komplett mittragen. Ich bin nämlich auch kommunalpolitisch aktiv und erlebe es in meiner Kommune anders = im Baubereich sitzen an den entscheidenen Stellen Fachleute (nur leider keine Landschaftsarchitekt*innen).
    M.f.G.
    Yvonne Göckemeyer

    Antworten

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