Haben Sie die letzten Seiten der aktuellen DAB-Ausgabe aufmerksam angeschaut? Und auch die Stellenanzeigen der vorhergehenden Ausgaben? Dann wird Ihnen vermutlich eines nicht entgangen sein: Der öffentliche Dienst sucht händeringend Personal. Architektinnen, Innenarchitekten, Landschaftsarchitektinnen und Stadtplaner fehlen allerorts. Und oftmals sind es auch attraktive Führungspositionen, die von den Behörden neu zu besetzen sind.
Personalpolitik war nicht vorausschauend
In der letzten berufspolitischen Befragung der Bundesarchitektenkammer von Juni 2021 gaben rund 80 Prozent der Befragten an, dass die personelle Ausstattung in den Bauverwaltungen unzureichend ist. Sowohl auf der Kommunal- als auch auf der Landes- oder Bundesebene zeigt sich, dass die Personalpolitik der Dienststellen in der Vergangenheit nicht ausreichend weit vorausgeblickt hat. Das Problem wird sich in den nächsten Jahren noch weiter verschärfen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand wechseln werden.
Diese auf Sparsamkeit ausgelegte Personalplanung wird zunehmend zum Hemmschuh des behördlichen Handelns. Der öffentliche Arbeitgeber konkurriert mit den freien Architektur- und Planungsbüros sowie mit der gewerblichen Wirtschaft, die ebenfalls Fachpersonal suchen. Sie alle haben gut gefüllte Auftragsbücher, viel Geld steht zur Finanzierung der Projekte bereit, doch es fehlt das Personal, um die dringend notwendigen Planungs-, Bau- und Steuerungsaufgaben zu erledigen und die durch reichlich Bundes- und Landesmittel ausgestatteten Förderprogramme umzusetzen.
Bauwende braucht mehr Fachkräfte
Klimagerecht und nachhaltig zu bauen, Bestandsgebäude zu sanieren und ganze Siedlungsstrukturen unter der Prämisse eines CO2-neutralen Prozesses anzupassen, wird nicht ohne zusätzliches Personal möglich sein. Dem öffentlichen Bauherrn und Auftraggeber kommt dabei aufgrund seiner Vorbildwirkung eine führende Rolle zu.
Ich meine, dass die öffentliche Hand im Bereich der Planungs- und Baubehörden deutlich langfristiger planen muss. Immer ist das Bauen mit langen planerischen Vorlaufphasen verbunden, hierfür muss Personal in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Baudezernenten, Bürgermeisterinnen, Landräte und Ministerien sollten vermehrt um junge Nachwuchskräfte werben. Bachelor- und Masterabsolventinnen und -absolventen müssen erkennen können, dass eine Anstellung im öffentlichen Sektor interessant, fordernd und auch finanziell attraktiv sein kann.
Öffentlicher Dienst ist finanziell attraktiv
In den Stellenausschreibungen wird oftmals nur die tarifrechtliche Eingruppierung der ausgeschriebenen Stelle genannt; was das aber für Berufseinsteigende, denen das Tarifrecht möglicherweise unbekannt ist, bedeutet, bleibt zumeist unklar. Im Vergleich zur freien oder zur gewerblichen Wirtschaft hat eine Anstellung im öffentlichen Dienst einige Vorteile. Für den Arbeitsvertrag gilt ein geregeltes Tarifrecht mit festen, aber flexibel leistbaren Wochenarbeitszeiten – eine Sicherheit, die insbesondere für Berufseinsteigende in jungen Jahren der Familiengründung wichtig sein kann. Und für den späteren Ruhestand gibt die obligatorische betriebliche Zusatzversorgung ein beruhigendes Gefühl.
Daher mein Appell an junge Studienabsolventinnen und -absolventen: Entdeckt den öffentlichen Dienst als zukünftigen Arbeitgeber, macht während des Studiums ein Praktikum und sammelt erste Erfahrungen! Den öffentlichen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern rate ich, mehr Praktikumsplätze in diesem Bereich anzubieten, junge Absolventinnen und Absolventen einzustellen und diese mit stetig wachsenden Projekten gezielt aufzubauen. Personalgewinnung ist – ebenso wie das Bauen – ein langfristiger, strategischer Prozess.
Claus Klein, Vorsitzender des BAK-Ausschusses Angestellte und Beamte
Die Idee, Akademiker in den Staatsdienst zu locken, die nicht in der Lage sind, unter Vorgabe des TVöD die Einstiegsversorgung zu ermitteln, wird nur von der Vorstellung übertroffen, letztere sei als finanzielle Basis für die Gründung einer Familie ausreichend. Ein derart von den Idealen seiner Jugend zehrender Berufsstand wird den formulierten Ansprüchen nur gerecht werden, wenn die so häufig in diesem Magazin abgebildeten etablierten Alten lernen, zugunsten der Jugend zu verzichten. Ansonsten wird sich die aktuelle Situation, in der es vielen schlecht und nur wenigen gut geht, weiter verschärfen.
Horst Bilek, Landschaftsarchitekt, Hamburg