Nachdem ich mich inzwischen wieder daran gewöhnt habe, mich im Alltag nicht mehr mit „obrigada“ oder „thank you“ zu bedanken, realisiere ich langsam aber sicher meine Rückkehr. Wie schön mein Auslandsjahr in Lissabon war, habe ich bereits in dieser Kolumne beschrieben. Natürlich verlässt man sein temporäres zu Hause mit einem weinenden, aber auch einem lachenden Auge, vor allem mit Hinblick auf das Wiedersehen mit Familie und Freunden.
Und ja, auch dem Studium an der Heimatuniversität blicke ich mit Freude entgegen, habe ich dort doch leider bisher mehr online als in Präsenz studiert. Natürlich weiß ich theoretisch, wie der Hase läuft und auch in München habe ich zuvor gewohnt – macht es das also weniger spannend?
Auslandsjahr verändert den Blick auf Häuser und Städte
Die Wohnungssuche vom Ausland aus hat mich langsam auf die neue Realität vorbereitet und ich kam ins Stutzen, allerdings nicht nur wegen des überdurchschnittlich hohen Quadratmeterpreises: Während ein beachtlicher Teil der Gebäude im Zentrum Lissabons verfällt und rigoros dem Fassadismus zum Opfer fällt, scheint die Bausubstanz im Münchner Zentrum größtenteils in sehr gutem Zustand zu sein, sodass sich kaum Leerstand findet.
Auch in puncto Abstand zur gegenüberliegenden Häuserreihe sind mir nach der Rückkehr Unterschiede aufgefallen: Sobald ich in Lissabon die Fenster meiner Wohnung öffnete, lebte ich mit meinen Nachbarn quasi in einer großen WG, da die Gebäude so nah beieinander stehen. Das ist unter anderem den klimatischen Gegebenheiten, geschichtlichen Ereignissen und vielen weiteren Faktoren geschuldet. Diese Unterschiede haben mich zum Nachdenken angeregt und mir die Bedeutung und den Einfluss der Architektur auf das städtische Zusammenleben und damit verbunden auf die Kultur vor Augen geführt. Was sind Vorzüge der einen Struktur im Vergleich zur anderen und was können sie voneinander lernen?
Neue Wege zu bekannten Orten
Zu den studentischen Aufgaben am Anfang des Semesters gehört es auch, seine Studierendenkarte zu revalidieren, also ab zur Uni. Doch statt nach der Rückkehr meinen altbekannten Weg einzuschlagen, habe ich diesmal bewusst einen anderen gewählt und so ein ansprechendes Restaurant und eine neue Baustelle gefunden und sogar zufällig eine Freundin getroffen. Ich habe mir vorgenommen, diese Art und Weise, mit der ich auch Lissabon erkundet und so eine Vielzahl neuer Ecken entdeckt habe, auch auf meine jetzige Umgebung anzuwenden. Das Fernweh wird dann wieder in den Semesterferien gestillt.
Johanna Lentzkow absolvierte ihren Bachelor an der Hochschule Darmstadt und setzt nun ihr Architekturstudium an der Technischen Universität in München fort.
Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Fabian P. Dahinten, Johanna Ziebart und Lorenz Hahnheiser.
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