Die Berufspolitik in den Architektenkammern dreht sich meist um die vier Mitglieds-Disziplinen: Architektur, Innenarchitektur, Stadtplanung und Landschaftsarchitektur. In der Uni und im Büro haben viele aber kaum Berührungspunkte mit diesen anderen Disziplinen. Stattdessen ist der Kontakt zu Tragwerksplaner:innen, TGA-Planer:innen oder anderen Ingenieurberufen wesentlich häufiger.
So geht es mir auch: Erst durch mein Engagement bei den Architektenkammern und bei nexture+ bekomme ich immer mehr Kontakt zu den anderen Disziplinen. Je mehr ich über die anderen lerne, desto deutlicher wird mir, dass ich zwar dachte zu wissen, was die anderen machen, es im Grunde aber überhaupt nicht weiß.
Was machen Landschaftsarchitekt:innen überhaupt?
„Wir Landschaftsarchitekt:innen machen eigentlich alles, was sich im Zuge der Diskussion um den Klimawandel in den Städten verändern muss, damit unsere Städte grüner werden“, beantwortet Luisa Richter als angehende Landschaftsarchitektin meine Frage. Sie ist bei der Studierenden-Organisation BUFALA, der Bundesfachschaft Landschaftsarchitektur engagiert und gehörte zum Organisationsteam des ersten Nachwuchsarchitekt:innentages 2022 in Berlin. „Wir machen nicht viel anderes als Architekt:innen,“ so Luisa Richter, „nur dass sich bei uns alles um den Freiraum dreht.“
Landschaftsarchitektur ist mehr als Begrünung
Die Tätigkeitsfelder von Landschaftsarchitekt:innen sind wesentlich vielfältiger als die meisten denken. Neben den typischen Dachgärten, Stadtplätzen und kleinen oder große Parkanlagen gehören natürlich auch Privatgärten dazu. Auch bei Außenräumen von Krankenhäusern, bei Spielplätzen oder bei Schulhöfen sind häufig Landschaftsarchitekt:innen die kreativen Gestalter:innen. Sie bearbeiten die Leistungsphasen als koordinierende Stelle vom Entwurf, über die Ausschreibung hin zur Ausführung und Abrechnung, müssen genauso Alleskönner sein wie Architekt:innen, nur eben für draußen statt drinnen. So ähnlich beschreibt übrigens auch der Landschaftsarchitekt Leonard Grosch von Atelier Loidl seine Arbeit in Episode 24 des BAK-Podcasts (hier anhören!).
Was ist der Unterschied zwischen Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung?
Zunächst gibt es keine richtig scharfe Abgrenzung der beiden. Häufig wird beides an denselben Fachbereichen unterrichtet. Der große Unterschied ist jedoch, dass die Landschaftsarchitektur, im Gegensatz zur Landschaftsplanung, kammerfähig ist. Während Landschaftsplaner:innen eher in der freien Landschaft wirken, sind Landschaftsarchitekt:innen meist in urbanen Gebieten unterwegs. Sie arbeiten tendenziell künstlerischer und entwerfen beispielsweise Dachgärten oder Parks in Städten. Landschaftsplaner:innen arbeiten oft Landschaftsarchitekt:innen zu und kümmern sich häufig um eher infrastrukturelle Dinge wie die Bewässerung von Auenwäldern, planen Dämme oder erstellen Gutachten, mit denen die Landschaftsarchitekt:innen weiterarbeiten.
Wo hört Architektur auf und wo beginnt Landschaftsarchitektur?
„An der Gebäudeaußenkante“ – ist die falsche Antwort. Denn Dachbegrünungen und Dachparks liegen innerhalb der Gebäudeaußenkante. Wie stark Landschaftsarchitektur und Architektur sich überlappen können, zeigt auch das von den Landschaftsarchitekt:innen sogenannte Feld der „Kleinarchitektur“. Damit sind Pavillons, Toilettenhäuschen, Kassenhäuser, Bushaltestellen, Brücken, Überdachungen, Treppenanlagen, Amphitheater, Aussichtsplattformen und auch Außentreppen gemeint.
Das sind alles Dinge, die über Pflanzen hinausgehen, aber definitiv zum Feld der Landschaftsarchitektektur gehören – wie auch zu Architektur. Die Grenze zwischen den Disziplinen ist weich, und je nach Bauaufgabe können die Zuständigkeiten auch mal anders fallen. Wichtig ist jedoch, dass gerade Architekt:innen die Landschaftsarchitekt:innen als Entwurfspartner:innen verstehen, statt als bloße Pflanzenplaner:innen.
Es gibt mehr als Hochbau-Architektur!
Oft stelle ich fest, wie stark ich mich meist doch nur mit der Architektur von Gebäuden beschäftige. Doch es ist wichtig, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, insbesondere bei den anderen Kammerdisziplinen. Man muss sich manchmal aufraffen, zu Veranstaltungen der „anderen“ zu gehen oder Zeitschriften und Artikel zu lesen. Das kann man in Zukunft auch hier in unserer Nachwuchs-Kolumne des DAB, denn ab März wird Luisa Richter unser Autor:innenteam mit den Themen bereichern, die sie in ihrem Studium der Landschaftsarchitektur an der TU Berlin und in ihrem Berufsalltag beschäftigen.
Seid gespannt, ich bin es auch!
Fabian P. Dahinten studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt, engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+ und ist Sprecher der Nachwuchsmitglieder der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen.
Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Lorenz Hahnheiser und Luisa Richter.
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Hallo,
als Landschaftsarchitektin mit vielfältigem Interesse bin ich auch als Landschaftsplanerin aktiv = meine Tätigkeitsfelder liegen im urbanen und im Außen-Raum. Als ich studiert habe, gab es 3 Vertiefungsrichtungen: Objektplanung, Landschaftsplanung und Baubetrieb. Ich habe die beiden ersten vertieft und bin daher auch so unterwegs. Das geht dann etwa von Landschaftspflegerischen Fachbeiträgen für Bebauungspläne über Pflanzpläne für Regenrückhalteflächen sowie naturnahe Regenwasserbewirtschaftung und hört bei Gebäudegrün in Form von Gärten, Fassaden- und Dachbegrünung noch lange nicht auf. Die Vielfalt kann man z.B. unter http://www.landschaftsarchitektur-heute.de gut sehen.
Yvonne Göckemeyer