Am letzten April-Wochenende fand das Vernetzungstreffen von nexture+ statt. Ich habe daran teilgenommen, weil mir der Austausch zur Architektur sehr wichtig ist. Da ich die einzige Person aus der Landschaftsarchitektur war, habe ich einen Workshop zu Interdisziplinarität mit geleitet. Die Diskussion fing damit an, dass mich jemand mit „Ihr Landschaftsbauer“ angesprochen hat. Auch fiel im Laufe des Wochenendes oft „ihr aus der Landschaftsplanung“ …
Anscheinend gibt es da etwas Klärungsbedarf, was eigentlich Landschaftsarchitektur ist, warum Landschaftsplanung nicht dasselbe ist und was eigentlich den Landschaftsbau davon unterscheidet. Kürzlich habe ich eine Diskussion bei LinkedIn verfolgt, wo in einem Pressebeitrag ein Landschaftsarchitekt ab und zu als Gärtner bezeichnet wurde. Daher werden wir diesen Begriff gleich mit klären.
Architektur und Landschaftsarchitektur: gebauter und nicht bebauter Raum
Beginnen wir mal ganz einfach als Einstieg mit der Architektur. Unter Architektur versteht man „die Wissenschaft und Kunst des planvollen Entwurfs der gebauten menschlichen Umwelt“, so Wikipedia. Von hier lässt sich die Brücke zur Landschaftsarchitektur ganz einfach schlagen, da diese aus der Architektur entstanden ist. „Unter Landschaftsarchitektur versteht man das Entwerfen, die Planung und Umgestaltung von nicht bebautem Raum. Dazu gehören sämtliche Außenräume, im Wesentlichen Parks, Sportplätze und Freizeitanlagen, öffentliche Plätze und Gärten, aber auch andere Freiflächen im ländlichen und urbanen Raum.“ Auch diese Definition stammt von Wikipedia. Also ganz einfach zu merken, oder nicht?
Aber was ist eigentlich Freiraumplanung? Noch so ein Begriff, der oft im Raum steht. Tatsächlich ist die Freiraumplanung ein Unterbegriff der Landschaftsarchitektur und bezeichnet das Wirken im städtischen Raum. Ähnlich dem Hochbau in der Architektur, es ist ein Teil der Disziplin.
Landschaftsplanung: was Natur und Mensch brauchen
Kommen wir nun zur Landschaftsplanung. Wieder eine Wikipedia-Definition: „Landschaftsplanung ist die Anwendung eines Instruments, in dessen Mittelpunkt sich der Mensch und seine Bedürfnisse befinden und Vorschläge für eine nachhaltige Entwicklung von Natur und Landschaft gemacht werden. Sie befindet sich im Spannungsfeld zwischen Stadt- und Regionalplanung sowie ökologischen und ökonomischen Interessenlagen.“
Vielleicht hört der ein oder andere hier schon einen anderen Tätigkeitsbereich raus. Für die anderen, die sich noch fragen, was genau die Landschaftsplanung eigentlich macht: Landschaftsplanung soll die Interessen der Natur und Landschaft vertreten. Es werden Landschaftsrahmenpläne oder Grünordnungspläne erstellt, um Boden, Wasser, Flora und Fauna oder das Landschaftsbild im Allgemeinen zu erhalten und zu schützen. Dies ist nur ein Beispiel. Es gibt noch viel mehr Pläne und auch weitere Schutzgüter. Aber ich denke, so wird der Unterschied zur Landschaftsarchitektur deutlich.
Garten- und Landschaftsbau: von der Planung bis zur Pflege
Zu guter Letzt der Garten- und Landschaftsbau (GaLaBau) und wo hier der Unterschied zum Berufsbild der/des Gärtnerin/Gärtners liegt. Beginnen wir mit dem Beruf Gärtner:in, damit es leichter verständlich ist. Der größte Unterschied zur Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung liegt schon einmal darin, dass es sich um einen Ausbildungsberuf handelt, der allerdings früher Voraussetzung war, um den Studiengang Landschaftsarchitektur wählen zu können.
Es gibt verschiedene Fachrichtungen im Gartenfachwerk, so zum Beispiel: Baumschule, Friedhofsgärtnerei, Staudengärtnerei, Gemüsebau oder Obstbau und auch Garten- und Landschaftsbau. Der Garten- und Landschaftsbau beschäftigt sich mit der Planung, dem Bau der Pflege von Gärten und aber auch Grünanlagen. Die/der Gärtner:in beschäftigt sich mit der Aufzucht von Pflanzen und verkauft diese.
Was ist Landschaftsarchitektur? Und jetzt alle zusammen!
Zum Schluss noch einmal eine Einordnung was die verschiedenen Disziplinen miteinander zu tun haben. Wir aus der Landschaftsarchitektur bekommen zum Beispiel die Pläne und Maßnahmen der Landschaftsplanung als Grundlage für ein Bauverfahren, um unseren Entwurf daran orientieren zu können. Um den Entwurf in die gebaute Wirklichkeit umzusetzen, beauftragen wir GaLaBau-Unternehmen. Von Baumschulen oder Staudengärtnereien beziehen wir unsere Pflanzen. Wir haben also alle andere Handlungsräume, arbeiten aber zusammen, um verschiedenste Projekte umzusetzen.
Die Unterschiede sollten hiermit hoffentlich klar geworden sein. Daher liebe Rohbauplaner:innen und Zeitungsschreiber:innen, achtet auf die Berufsbezeichnung!
Luisa Richter absolvierte ihren Bachelor in der Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität Berlin und studiert dort nun im Master weiter. Sie engagiert sich in der Bundesfachschaft Landschaft.
Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Fabian P. Dahinten, Johanna Lentzkow und Lorenz Hahnheiser.
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Danke Luisa für diese klaren Worte! Es ist wirklich erstaunlich, dass diese Begriffe und die Unterschiede in den Berufsbezeichnungen immer wieder missverständlich genutzt werden.
Danke Dir für Deine Verdeutlichung und hoffen wir alle miteinander, dass sich Journalisten beim nächsten Bericht über eine Bundes- oder Landesgartenschau an Deine Klarstellung erinnern und die Berufsbezeichnungen richtig verwenden. Aber auch unsere Hochbaukolleg*innen Architekten sollten darauf achten, dass wir es sind, die den Freiraum planen, im Urbanen aber auch in der Landschaft.