Investoren in Architekturbüros? So etwas scheint es auf den ersten Blick kaum zu geben. Nach wie vor tragen viele Büros die Namen ihrer Gründer:innen und Geschäftsführer:innen. Egal wie groß der Betrieb im Laufe der Zeit geworden ist, verbindet man mit diesen Namensgeber:innen auch die Architektur, die man dort kreiert. Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob diese Persönlichkeiten noch involviert oder sogar – wie im Fall von Zaha Hadid – bereits verstorben sind. Aus meiner Sicht ist dies noch ein Relikt aus der Zeit der „Meister“, bei denen die Skizze für den Entwurf vom Chef oder der Chefin kam und dann umgesetzt beziehungsweise durchgezeichnet wurde.
Heute geht der Trend dahin, dass Architektur als eine Teamleistung angesehen wird und eine Skizze nur der Beginn von Architektur ist. Diese geänderte Haltung zeigt sich nach meinem subjektiven Empfinden häufig bei jungen Neugründungen. Diese haben mittlerweile oft Büronamen, die eine Haltung transportieren. Auch dies scheint strukturell dagegen zu sprechen, dass Investoren angezogen werden.
Persönliche Namen, unsichtbare Investoren
Mich hat es daher auch ziemlich überrascht, dass es einige große namhafte Büros gibt, die gar nicht mehr den Gründer:innen gehören. Ein bekanntes Beispiel dafür ist Christoph Ingenhoven und das Büro Ingenhoven Associates, das im Besitz der Schweizer BKW Energie AG ist, genau wie das Berliner Architekturbüro Hascher Jehle. In meiner Region Südhessen hat der auf Energie, Infrastruktur und Gebäude spezialisierte Planungskonzern ebenfalls ein größeres Büro übernommen: Planquadrat Elfers Geskes Krämer und Partner. Auch International gibt es Beispiele für Investoren: Henning Larsen Architects etwa ist nun Teil der Ramboll Foundation.
In der Gesundheitsbranche ist es schon lange ein Thema, dass zunehmend Arztpraxen von Investoren aufgekauft werden. Die Ärzt:innen, sind dann nur noch angestellt und treffen keine unternehmerischen Entscheidungen. Kritiker:innen befürchten dadurch eine zunehmend profitorientierte medizinische Behandlung.
Liegt die Zukunft in Firmenkonglomeraten?
Besteht die Gefahr der Übernahme durch Investoren auch in der Architektur? Laut Branchenbefragung 2022 der Bundesarchitektenkammer ist nach wie vor der Anteil der inhabergeführten Büros sehr hoch. Lediglich 15 Prozent der Büros gaben an, dass Nicht-Architekt:innen einen Geschäftsanteil von über 50 Prozent halten. 2020 waren es noch acht Prozent.
Dabei ist auch zu beachten, dass eine große Firmengruppe nicht gleichzusetzen ist mit anonymen Finanzinvestor:innen, die kurzfristig hohen Gewinne erwirtschaften möchte. Dafür sind Architekturbüros glücklicherweise nicht geeignet. Doch was es bedeutet, wenn eine steigende Zahl von Architekturbüros langfristig durch Investoren zu einem Teil größerer Firmenkonglomerate wird, muss sich noch zeigen. Ein wenig skeptisch schaue ich auf diese Entwicklung.
Fabian P. Dahinten ist Architekt, studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt, engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+ und ist Sprecher der Nachwuchsmitglieder der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen.
Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Lorenz Hahnheiser und Luisa Richter.
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Jetzt hat es die nächste freie Berufsgruppe nach den Augen- und Zahnärzten erwischt. Auf Dauer werden
dann Kreativität und Engament für diese Berufe verloren gehen,und es bleiben nur noch Nischen übrig.
Wie lange noch?
Naja, Architektur in Deutschland spielt sowieso keine Rolle mehr. Keine Wettbewerbe mehr, Auswahl über VGV Verfahren die nur Umsatz, Mitarbeiter und Kosten abfragen.
Insofern Laden dichtmachen und Investoren überlassen.