Gebäude sollen nachhaltig werden. Das ist nicht nur ein erklärtes politisches Ziel. Auch die Finanz- und die Immobilienbranche haben erkannt, dass Nachhaltigkeitsstandards für den Wiederverkauf oder die Vermietung wichtig sind. Doch nach welchen Kategorien oder Standards werden diese festgelegt?
Bei der Energieeffizenz haben sich Standards wie das KfW Effizienzhaus 40 oder 55 etabliert. Die Bewertung eines Gebäudes unter dem Aspekt Nachhaltigkeit ist etwas diffuser. In Deutschland am bekannten sind die Label der DGNB, einer Organisation die früh angefangen hat, Kategorien und Regeln für solche Standards zu entwickeln. Bekannt sind außerdem noch die internationalen Label LEED oder BREEAM (eine Übersicht über idese und noch mehr Siegel findet ihr in diesem Beitrag).
Wer vergibt die Siegel und Zertifizierungen?
Doch wenn zukünftig Förderungen oder Finanzvorteile von diesen Labels abhängen, dürfen die Regeln zur Nachhaltigkeit natürlich nicht von Firmen oder Organisationen aus anderen Ländern vorgegeben werden. Daher hat auch das Bundesbauministerium einen Standard erarbeitet, das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG). Doch wer darf über dieses entscheiden?
Es ist eine hochpolitische Frage, welche Berufsgruppe die besten Qualifikationen für Nachhaltigkeit von Gebäuden aufweist. Kommt zukünftig noch eine weitere Person an den Planungstisch, die eine einzige spezialisierte Perspektive einbringt? Ist es zum Beispiel eine Organisation wie der TÜV, der nach Fertigstellung ein Siegel neben die Tür klebt, oder sind es durch die DGNB ausgebildete Auditor:innen, die ihre Standards als privater Non-Profit-Verein selbst festlegen können?
Nachhaltigkeit bewerten? Die Architektenschaft kann das
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir als Architekt:innen, am besten dafür sorgen können, dass das Thema Nachhaltigkeit und Wertbeständigkeit in der Planung angemessene Berücksichtigung findet. Nicht nur weil, dieses Thema uns schon im Studium in die DNA geschrieben wird, sondern auch weil wir – wenn wir ganz ehrlich sind – ganz gerne für die Ewigkeit bauen möchten.
Erschwerend kommt hinzu, dass es mittlerweile genug Spezialist:innen gibt, die wir geschickt in den Planungs- und Bauprozess einbinden müssen. Diese integrative Leistung der Planenden gewährleistet, dass ein gutes Gebäude entsteht und keine Frankenstein-Kreatur, an der alle Beteiligten ihre Partikularinteressen durchgesetzt haben.
Das Bundesregister Nachhaltigkeit kommt
Aber was ist nun, verpassen wir Architekt:innen unsere Chance? Danach sieht es zum Glück nicht aus. Eine neue Website der BAK lässt Gutes erahnen: Dort wird ein gemeinschaftliches Register der Bundesarchitektenkammer und der Bundesingenieurkammer angekündigt. Es sind zwar erst kleine Anzeichen, aber die Signale stehen meiner Ansicht nach auf: Chance ergriffen!
Eines bleibt bei aller Politik nicht aus: Wir Architekt:innen müssen uns jetzt weiterbilden und zusätzliche Qualifikationen erlangen, damit wir weiterhin die besten Ansprechpersonen für Nachhaltigkeit und damit gute Architektur bleiben.
Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Lorenz Hahnheiser und Luisa Richter.
War dieser Artikel hilfreich?
Weitere Artikel zu: