In der Transformation zur klimagerechten Lehre, die wir gerade erleben, liegt etwas Aufregendes. Wir gestalten im Moment unser Berufsbild neu, damit es mit den Klimazielen einhergeht. Die Bedeutung von Selbstverwirklichung ist im Wandel und wir entdecken gerade, wohin uns dieser Veränderungsprozess treibt.
„Es kann ein Vergnügen und für manche der Beginn einer großen Liebe sein, vielfältige Formen des Erhalts und der Umgestaltung von Gebäuden zu entdecken und zu betreiben“, so Lutz Beckmann, Vorsitzender des Akkreditierungsverbunds für Studiengänge der Architektur und Planung (ASAP) in der siebten und letzten Werkstadt für Klimagerechte Lehre am 18. Oktober in Kassel. Vom Banalen bis zum Denkmal bilde der Baubestand – durch sorgfältiges Kennenlernen und Analysieren, Erhalt und Weiterbau – die neue und wiederentdeckte Qualität unserer umweltgestaltenden Arbeit: „Eine ökonomische und ökologische Ästhetik wird das neue Cool.“
Fokus auf fünf Positionen
Die AG der zukunftsfähigen Lehre stellte den Zwischenstand ihres Handlungskataloges vor. Der wird das Ergebnis der sieben Werkstädte sein. Fünf Positionen hat die AG aus den 31 Forderungen der vorangegangenen Werkstädte für eine Transformation zur klimagerechten Lehre erarbeitet:
- Lehre für den Wandel nutzen.
- Klimagerechtigkeit muss zur Grundlage der gesamten Lehre werden.
- Klimagerechte Lehre braucht ein progressives Berufsbild: Wir sind nicht der Nabel der Welt.
- Veränderung bringt Chaos. Das ist ok!
- Es geht – auf jetzt, loslegen!
Aufgaben für die Transformation zur klimagerechten Lehre
Die Teilnehmer:innen der Werkstadt kamen zu dem Schluss, dass diese Positionen Aufgaben sein sollten. Jede Hochschule sollte prüfen, wie es um die Lehre am eigenen Standort steht und progressive Beispiele identifizieren. Entlang der Aufgaben können sie den passenden Weg für die Transformation zur klimagerechten Lehre finden.
Studierende, Lehrende und Hochschulleitungen müssen aktiv werden und den Diskurs suchen. Diesem Gedanken folgend wurde die letzte Aufgabe umbenannt. Sie heißt nun: „Erforscht eure Hochschule und beginnt den lokalen Diskurs!“
Eine Mail oder ein Gespräch im Gang machen den Anfang
Die Transformation zur klimagerechten Lehre beginnt informell. Studierende haben hier viel Gestaltungskraft. Es sei viel effektiver, einfach eine Mail an das Dekanat oder einzelne Lehrende zu schreiben und das direkte Gespräch zu suchen, als beispielsweise mit offenen Briefen Druck aufzubauen, so Clemens Bonnen, Vorsitzender des Fachbereichstag Architektur.
Voraussetzung für die ersten Schritte ist, dass die Dekan:innen und Fachbereichsleiter:innen ihre Studierenden ernst nehmen und mit ihnen über die Transformation zur klimagerechten Lehre ins Gespräch kommen wollen. Wenn der Diskurs so nicht in Gang kommen sollte, kann später immer noch Druck aufgebaut werden.
Klimagerechtigkeit formell verankern
Nachhaltigkeit ist Aufgabe der gesamten Lehre. „Hochschulen sollten sich verpflichten, die Architektur-Lehre an Nachhaltigkeitsziele anzupassen. In der Folge sollte Nachhaltigkeit als maßgebliche Basis für die Konzeption und Planung von Orten und Architekturen dienen“, ordnet Clemens Bonnen ein. „Dies kann erfolgen, indem Nachhaltigkeit im Ausbildungsziel verankert und entsprechende Inhalte im Curriculum beschrieben werden, hier besonders in den Modulbeschreibungen.“ In diesem Sinne sollte außerdem jede Berufungskommission einfordern, dass die Bewerber:innen erklären, wie ihre Lehre zur Bauwende beiträgt.
Im laufenden Betrieb sind informelle Gespräche in den Kursen wichtig, um ihre Qualität in derselben Hinsicht zu reflektieren. Der Transformation zur klimagerechten Lehre wäre außerdem zuträglich, die Evaluationsbögen um Fragen zur Bauwende zu ergänzen. Unterschiede werden sichtbar, die Kurse in dieser Hinsicht vergleichbar und Lehrende können zu mehr Bezug zur Bauwende aufgefordert werden, wenn es im Bogen beispielsweise heißt: Hilft dieser Kurs, die Bauwende voranzutreiben?
Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team im wöchentlichen Wechsel. Unsere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten, Luisa Richter-Wolf und Lorenz Hahnheiser.
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