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Zurück Nachwuchs-Kolumne #236

Critical Entries: machtkritische Raumperspektiven

Die Plattform für queer-feministische Perspektiven teilt kurze, kritische Texte. Wer sich machtkritisch über Raum austauschen und vernetzen will, sollte bei Critical Entries unbedingt reinschauen.

Von: Lorenz Hahnheiser
Lorenz Hahnheiser schreibt über die Architekturlehre an den Unis, architekturpolitische...

15.01.20254 Min. Kommentar schreiben

Wohnungsnot, ökologische Krise, Menschen ertrinken im Mittelmeer, Häusliche Gewalt – nur einige Beispiele von Ungleichheit, die in den „Critical Entries“ zur Sprache kommen. Sie manifestiert sich im Raum und das in zweierlei Hinsicht: Zum einen, in jedem Moment, den wir ihn nutzen und damit beeinflussen und gestalten. Zum anderen wenn Raum entworfen und baulich entwickelt wird.

Wer kann seine Interessen bei der Planung durchsetzen?

Es ist eine Frage von Macht, wer dabei die eigenen Interessen durchsetzen kann und so verstetigen sich die Ungleichheiten. Macht- und Herrschaftsverhältnisse können nur dann angefochten, abgegeben und infrage gestellt werden, wenn sie sichtbar und greifbar sind. Für eine aufgeklärte Raumproduktion, die sich gegen Ungleichheit stellt, ist es deshalb entscheidend die eigene Perspektive um eine Vielzahl von Perspektiven zu erweitern.

Doch auch der Diskurs ist geprägt von Macht- und Herrschaftsverhältnissen. Perspektiven, die nicht cis-männlich, heteronormativ und weiß sind, kommen in der Lehre seltener vor und bekommen in Ausstellungen, Veranstaltungen und in den Medien weniger Aufmerksamkeit. Sie werden marginalisiert. Darum sind Formate wichtig, in denen die Vielfalt von Perspektiven sichtbar und zugänglich werden. Hier kommt die Plattform Critical Entries ins Spiel.

Critical Entries: queer-feministische Perspektiven auf Raum

„Grundsätzlich ist es natürlich so, dass Diskurse sehr exklusiv sind. Also dass meistens die gehört werden, die ohnehin innerhalb der bestehenden Machtstrukturen dominieren, und die in der Regel auch entscheiden, wer Zugang zu bestimmten Diskursen hat, und wer gehört wird“, sagt Laila Wiens, Initiatorin des Projektes Critical Entries. „Das führt zu Ausschlüssen und unkritischen Haltungen. Dagegen wollten wir uns wenden und auch andere Stimmen hören.“

Die Gruppe hinter Critical Entries ist ein Zusammenschluss von Akteurinnen aus der urbanen Praxis und Raumtheorie. In den Beiträgen geben sie Perspektiven Raum, die häufiger zu Wort kommen sollten. Sie betrachten kritisch die aktuellen Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnisse: „Das Ziel einer queer-feministischen Raumtheorie ist es nicht nur, Macht- und Herrschaftsverhältnisse zu analysieren und sichtbar zu machen, sondern zur Überwindung dieser Strukturen beizutragen“, ordnet Critical Entries im Eingangsbeitrag ein.

Ein Chor vielfältiger Stimmen

Bei Critical Entries kommen sehr vielfältige Stimmen zu Wort, vor allem Flinta*, auf Augenhöhe, egal ob Prof oder Studi, stets angetrieben von den Ungleichheiten unserer Gesellschaft. Sie sprechen von Raumproduktion, Donna Harraway, Martina Löw, Nancy Fraser, Verantwortung der Planenden, Potenzialen und Privilegien. Sie stellen die Praktiken wie Sorgearbeit, Widerstand, Co-Creation und Kompromiss dar und hinterfragen Zugänglichkeit und prekäre Rückzugsorte.

Die Autor:innen bei Critical Entries wollen die vermeintliche Neutralität der Mehrheitsgesellschaft ins Wanken bringen, denn die hält an überkommen Stereotypen und Produktionsbedingungen mit ungleichen Machtverhältnissen fest. Dafür setzen sie auf hybride Identitäten, Sammel-E-Mails, Technofeminismus und auf das trennscharfe Aufdecken der aktuellen Verhältnisse.

So decken sie zum Beispiel auf, wie verwoben viele vermeintliche Gegensätze sind: etwa Stolz und Scham, Rekonstruktion und Komposition, Populismus und Solidarität, Grenzen und Utopien, persönliche Beziehungen und parallele Öffentlichkeiten, Leerstand und Profit oder häuslicher Schutzraum und Tatort.

Einladung zum Austausch

Wer tiefer in queer-feministische Perspektiven auf Raum einsteigen will, findet in den Beiträgen Quellen und Literaturempfehlungen der Autor:innen. Außerdem sind im Verlauf des Jahres mehrere Veranstaltungen geplant. Wer Interesse am Austausch hat, ist herzlich eingeladen, braucht darauf aber nicht zu warten: „Auf Instagram sind die Autor:innen in ihren Beiträgen verknüpft und verlinkt“, so Nora Meynberg, Mitglied der Projektgruppe. „Wer will, kann da in die Direktnachrichten der Autor:innen sliden und jetzt schon netzwerken.“


Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team im wöchentlichen Wechsel. Unsere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten, Luisa Richter-Wolf und Lorenz Hahnheiser.

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