Das Vertikal Nydalen von Snøhetta: Ausblicke nicht nur über Oslo, sondern auch für das Jahr 2025 und darüber hinaus.
Lars Petter Pettersen / Snøhetta
2025 ist da und mit ihm die Gelegenheit, sich Gedanken über Jahresvorsätze zu machen – aber vielleicht zur Abwechslung mal nicht zur eigenen Person, sondern zu unserer Disziplin. Wohin soll sich die Architektur in Zukunft entwickeln als treibende Kraft für eine nachhaltigere und zukunftsfähige Welt? Worauf könnten wir als Architekturschaffende dieses Jahr ein größeres Augenmerk legen? Diese Fragen habe ich mir gestellt und bin dabei auf interessante Projekte und Artikel gestoßen.
Häuser sollten abspecken
Das Pendant zur Nummer 1 der beliebtesten Jahresvorsätze der Deutschen, nämlich mehr Sport zu machen, müsste in der Architektur wahrscheinlich sein, die aus Bau und Nutzung von Gebäuden entstehenden CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren. Für etwa 30 Prozent ist hierzulande nämlich die Baubranche verantwortlich. Wir wissen, dass es in Zukunft wichtig ist, zum Beispiel Versiegelung zu minimieren, den Umbau dem Neubau vorzuziehen und den Energieverbrauch zu senken.
Ein Projekt, das mit gutem Beispiel vorangeht, ist das Vertikal Nydalen von Snøhetta. Was das Gebäude in Oslo besonders macht, ist der Verzicht auf Belüftungs-, Heiz- oder Kühlsysteme. Wasser aus Geobrunnen im Boden zirkuliert in den Lehmwänden und Betonplatten, wenn Heizung oder Kühlung erforderlich sind. Die tagsüber von den Betonwänden aufgenommene Wärme wird nachts wieder abgegeben und trägt zu stabilen Temperaturen im Gebäude bei.
Die abgewinkelte Fassade ist so konzipiert, dass Druckunterschiede entstehen, durch die sich die Luft im Gebäude bewegen und es somit natürlich belüftet werden kann. Das Projekt besitzt also ein autarkes Klimasystem und reduziert die CO2-Emissionen aus Materialien, Transport und Energie im Vergleich zu einem Referenzprojekt um mehr als 50 Prozent.
Häuser sollten offener werden
Dass die Ressource Raum eine sehr wertvolle ist, wird uns zum Beispiel angesichts des immer noch fehlenden Wohnraums vor Augen geführt. Gebäude, so ein weiterer der Jahresvorsätze, sollten adaptierbarer werden, sich an verändernde Bedürfnisse anpassen und mehrere Nutzungsszenarien zulassen können.
Genauso offen muss die Architektur auch in Bezug auf ihre Nutzergruppen handeln und damit aufhören, geschlechterspezifische Unterschiede in der Architektur zu manifestieren. Der Architekt Jan Engelke erklärte kürzlich in einem Beitrag der SZ, dass das Einfamilienhaus seiner Meinung nach nicht nur unglaublich verschwenderisch mit Raum und Ressourcen umgeht, sondern auch der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau im Weg steht.
Jahresvorsätze: Es darf noch ein bisschen mehr sein
Die Liste der Jahresvorsätze für die Architektur scheint schier unendlich: So habe ich noch nicht mal nachhaltige Baumaterialien, Kreislaufwirtschaft und Recycling, die Arbeitskultur im eigenen Büro, interdisziplinäres Arbeiten, soziale Gerechtigkeit und vieles mehr beleuchtet.
Welche weiteren Potenziale soll die Architektur in Zukunft noch ausschöpfen? In welche Richtung müssen wir steuern? Schreibt eure Ideen und Gedanken dazu gerne in die Kommentare, ich bin gespannt!
Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team im wöchentlichen Wechsel. Unsere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten, Luisa Richter-Wolf und Lorenz Hahnheiser.
War dieser Artikel hilfreich?
Weitere Artikel zu: