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Zurück Nachwuchs-Kolumne #246

Die besten Gärten des Jahres: das Grün beginnt hinterm Haus

Der Bildband „Gärten des Jahres 2025“ präsentiert die Gewinner des wichtigsten Awards im deutschsprachigen Raum. Dabei geht es nicht nur um Ästhetik und Erholung. Der Garten muss einerseits zum Haus und seinen Bewohnern passen, andererseits einen positiven ökologischen Beitrag leisten.

Von: Luisa Richter-Wolf
Luisa Richter-Wolf schreibt über Landschaftsarchitektur an den Unis, im Beruf...

26.03.20255 Min. Kommentar schreiben
Blick aus dem Obergeschoss des Hauses über den Garten

Der Garten des Jahres 2025 „Was Weite bedeutet“ von Landschaftsarchitekt Burkhard Damm leitet sanft in die offene Landschaft am Niederrhein über.
Sabrina Rothe

Ich bin in einem Haus mit Garten aufgewachsen. Alle meine Freunde hatten einen Garten und es war für mich als Kind selbstverständlich, draußen zu spielen. Doch keiner der Gärten aus meiner Kindheit war so gepflegt, so bis ins kleinste Detail entworfen und gebaut wie die Gärten, die nun als die 50 schönsten Privatgärten im deutschsprachigen Raum prämiert wurden.

Gärten des Jahres: Der wichtigste Award für Privatgärten

Einmal jährlich wird der „Garten des Jahres“ gekürt. Er ist der wichtigste Gartengestaltungs-Award in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Eine Jury kürt die schönsten Privatgärten, die Landschaftsarchitekten, Gartengestalterinnen, Garten- und Landschaftsbauer entworfen und gebaut haben. Der Bildband „Gärten des Jahres 2025“ präsentiert dann die aktuell ausgezeichneten Projekte.

Ein Siegerprojekt, vier Anerkennungen und ein Newcomer-Projekt wählte die achtköpfige Jury aus. Die anderen 44 ausgezeichneten Gärten werden ebenfalls im Bildband vorgestellt. Das zur Preisverleihung herausgegebene Buch haben Stephan Lenzen und Konstanze Neubauer geschrieben.

Garten des Jahres: „Was Weite bedeutet“

Besonders überzeugte die Jury ein 2.500 Quadratmeter großer Garten mit dem Titel „Was Weite bedeutet“ am Stadtrand von Krefeld. Burkhard Damm setzte in seinem Siegerentwurf Materialien und Pflanzen geschickt ein und überzeugte durch pointierte Zonierung. Besonders zu erwähnen ist die an den Standort und den Klimawandel angepasste Pflanzenverwendung aus Solitärgehölzen, Stauden und Gräsern.

Eine lange Wegeverbindung greift die schmale langgezogene Form des Grundstücks auf und verbindet das Wohnhaus mit dem Garten. Entlang der Achse sind verschiedene Bereiche wie der Pool und die Außenküche angeordnet, gleichzeitig stärkt sie durch ihre starke Gräserbepflanzung den Entwurf.

Anerkennung 1: Garten für einen geselligen Gastgeber

Von den vier Anerkennungen ging eine nach Pullach bei München. Dort liegt mitten in einem Wohngebiet der Garten „Locker, luftig leicht“. Christiane von Burkersroda (CvB Gartendesign) erinnert sich, der Bauherr habe sie mit den Worten begrüßt: „Ich bin ein geselliger Mensch.“ Deshalb sei ihr sofort klar gewesen, dass der Garten diese Anforderung erfüllen müsse. Eine lange Sitzmauer definiert den 400 Quadratmeter großen Garten und lädt die Gäste zum Verweilen ein. Die Rückseite bilden dezent angestrahlte Felsenbirnen.

Anerkennung 2: ein moderner Bauerngarten

Eine weitere Anerkennung ging an das Projekt „Bauerngarten trifft auf Moderne“. Die Landschaftsarchitektinnen aus dem Büro Soulgarden punkteten mit gezielten Kontrasten und einer vielfältigen Pflanzenverwendung. Der 3.000 Quadratmeter große Garten im ländlichen Bayern verbindet zeitloses, minimalistisches Design und Tradition. Kombinationen von Pflanzen mit starken Farbkontrasten wie Lila mit Orange oder Geld mit Blau schaffen eine besondere Stimmung.

 

Anerkennung 3: Garten mit Terrasse und Pool auf nur 75qm

Die dritte Anerkennung ging nach Wien. Auf 75 Quadratmetern schuf BeGRÜNder die „Kleinode an die Freude“, einen modernen, mediterranen Rückzugsort für eine kleine Familie. Peter Baumgarten schafft es mit seinem Entwurf, verschiedene Räume in dem kleinen Garten zu schaffen – samt Pool und Outdoorküche. Dabei nutzt er Pflanzen, um seine Räume zu entwerfen. „Die Bepflanzung fungiert als Raumtrenner, Schattenspender und Sichtschutz“, so Baumgarten, „und vermittelt eine Mischung aus Urlaubsgefühl am Mittelmeer und Dschungelabenteuer“.

Anerkennung 4: Garten zum Runterfahren

Die vierte und letzte Anerkennung ging an einen Garten, der unter dem Titel „Pure Entspannung im Hausgarten“ von Meißner Gartengestaltung eingereicht wurde. Der 1.400 Quadratmeter große Rückzugsort auf dem Land dient als Ort der totalen Entspannung. Ein großzügiger Teich, ein Gemüsegarten und eine üppige Bepflanzung sorgen laut den Besitzern dafür, dass sie in einer halben Stunde komplett abschalten können.

Newcomer-Preis: zeitloser Garten für historisches Bauernhaus

Als Newcomer des Jahres wurde der Garten von Daniel Berg mit dem Titel „Zeitloses Gartendesign für ein denkmalgeschütztes Bauernhaus“ ausgezeichnet. Auf 780 Quadratmetern entwarf er in der Schweiz einen Bauerngarten. Während die Südseite des Hauses zum prägenden Ortsbild gehört und eng mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden musste, konnte an der Nordseite des Hauses ein privater Ruhegarten entstehen. Beide Gartenteile werden durch einen Nutzgarten verbunden.

Die Gärten des Jahres wirken über das Privatgrundstück hinaus

Stephan Lenzen schrieb in der Einleitung des Buches: „Jeder soll seinen Garten, seinen Freiraum, sein Paradies haben.“ Obwohl alle Gärten unterschiedlich sind und sich jeder etwas anders für sein privates Paradies wünscht, fiel beim Durchblättern und Anschauen der unterschiedlichen Gärten auf, dass wir alle den Bezug zum Grünen suchen. Kein einziger Schottergarten bekäme den Preis „Garten des Jahres“.

Gerade in Zeiten des Klimawandels brauchen wir als Gesellschaft Gärten – artenreiche „grüne“ Gärten! „Aber auch innerhalb unserer privaten Gärten sollte es Maxime sein, Lebensräume für unsere Tierwelt zu schaffen“, betont bdla-Präsident Stephan Lenzen, „Flächen zu entsiegeln, das Niederschlagswasser zu sammeln oder zumindest dem Grundwasser wieder zuzuführen“.

Weil wir in der Landschaftsarchitektur den Blick meist nur auf die öffentlichen Flächen legen und Privatgärten manchmal etwas belächeln, möchte ich hier mit diesen Worten von Stefan Lenzen enden: „Nur mit den öffentlichen Flächen vor unserer Haustür schaffen wir die Klimaanpassungen unserer Lebensräume nicht, dafür sind die Flächen des privaten Eigentums unabdingbar.“

 

Konstanze Neubauer & Stephan Lenzen:
Gärten des Jahres 2025
Callwey, 2025.
320 Seiten, 59,95 Euro.

 

 


Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team im wöchentlichen Wechsel. Unsere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten, Luisa Richter-Wolf und Lorenz Hahnheiser.

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