Brigitte Peterhans im Architekturbüro Skidmore Owings and Merrill (SOM)
Owings & Merrill
„Talk to me as an architect, don’t talk about women in architecture.“ Mit diesem Zitat beginnt das Buch „Not a Woman Architect – The Life and Work of Brigitte Peterhans“ und macht direkt die Haltung der Architektur-Pionierin klar, nämlich sich gegen jegliche Rollenklischees in der Architekturwelt zu wehren.
Keine Sonderrolle als Frau
Brigitte Peterhans wollte sich weder auf ihre Rolle als „Frau in der Architektur“ reduzieren lassen, noch diesbezüglich herausgefordert oder gelobt werden. Sie bestand darauf, lediglich als Architektin anerkannt zu werden.
Ihr Geist und ihre Entschlossenheit hinterließen einen bleibenden Eindruck bei ihren jungen Kolleg:innen, so auch bei David Fleener, Herausgeber des 2025 erschienenen Buches in englischer Sprache. Lebhaft portraitiert er auf 192 Seiten die Architektin, ihr Leben und ihre Arbeit in einer männerdominierten Branche.

Hauptquartier des Unternehmens Baxter Travenol in Deerfield, Illinois
Grubman
Hochzeit in der Mittagspause
Ursprünglich wollte Brigitte Peterhans (1928-2021, geborene Schlaich) an der Universität Stuttgart Innenarchitektur studieren, wurde jedoch von einem Professor vor Ort umgestimmt mit der Begründung, das eine sei eine gute Voraussetzung für das andere.
So begann sie 1947 ihr Studium, das sie am Illinois Institute of Architecture (IIT) in Chicago unter Mies van der Rohe, Ludwig Hilbersheimer und Walter Peterhans fortsetzte. Letzten heiratete Brigitte Peterhans 1958 während einer Mittagspause bei Skidmore, Owings & Merrill (SOM), wo sie als Studentin zu arbeiten begann und letztlich über 30 Jahre lang blieb.
Chicagos Architekturikonen im Portfolio
Ausdauernd und bestimmt kletterte sie die Karriereleiter bei SOM nach oben, bis sie Partnerin war und mit ihrer Expertise Projekte voranbrachte, die bis heute neue Maßstäbe setzen. Darunter befinden sich zum Beispiel der Sears Tower in Chicago, der lange Zeit das höchste Gebäude der Welt war, oder das Inland Steel Corporation Headquarter (auch in Chicag). Es zeichnet sich durch seinen einzigartigen, stützenfreien Grundriss und die Auslagerung dienender Elemente (Treppen, Aufzüge, WCs etc.) in einen separaten Turm aus.
Brigitte Peterhans’ eigene Handschrift
Ihre Arbeit bei SOM (die bis heute ein Big Player im internationalen Architekturbertieb sind) zählt zur amerikanischen Mid-Century Moderne. Nach ihrer Zeit dort entwickelte Brigitte Peterhans ihren eigenen Stil, der seine Ausformulierung in einigen familiären Wohnprojekten im Raum Stuttgart fand (siehe Bildergalerie oben).
Auch mit ihrem Bruder, dem renommierten Bauingenieur Jörg Schlaich, arbeitete sie gelegentlich zusammen. All ihren Projekten kommt im Buch eine sehr gute und ausgiebige Bebilderung zu, die besonders hervorzuheben ist.
David Fleener zeichnet ein lebendiges Bild von Brigitte Peterhans. Persönliche Anekdoten aus Zeitzeugenberichten lassen ihr Leben aufscheinen und lassen uns Leser:innen auch hin und wieder schmunzeln. Das Buch inspiriert und lehrt zugleich – eine Empfehlung für aufstrebende Architekt:innen und an Architektur und Zeitgeschichte Interessierte.
Not a Woman Architect. The Life and Work of Brigitte Peterhans
DOM publishers, 2025
192 Seiten, 28 Euro.
Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team im wöchentlichen Wechsel. Unsere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten, Luisa Richter-Wolf und Lorenz Hahnheiser.
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