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Ein neues Quartier für Esslingen

28.04.20234 Min. Kommentar schreiben


Im schwäbischen Esslingen standen die Verantwortlichen vor der Herausforderung, auf einer räumlich und strukturell anspruchsvollen Fläche eine Wohnanlage für alle Generationen und Einkommensschichten zu realisieren. Um hohe Schallschutzanforderungen bei einem wirtschaftlichen und raschen Baufortschritt sicherzustellen, kamen in erster Linie KS-Rasterelemente zum Einsatz.

Überall in Deutschland mangelt es an bezahlbarem Wohnraum, Esslingen am Neckar ist dabei keine Ausnahme. Denn die Stadt gehört zur Region Stuttgart, weshalb Wohnungsbauprojekte dringend nötig sind. Doch Esslingen wollte mit dem neuen Quartier für rund 500 Bewohner*innen noch ein weiteres Thema angehen: die fehlende Identität der dorfähnlichen Siedlung Weil. Die vierspurige Bundestraße 10 bildet eine räumliche Grenze zwischen Weil und den anderen Stadtteilen Mettingen und Brühl. Auch ein Ortskern als zentraler Treffpunkt für die Bürger*innen ist nicht vorhanden. Für die meisten Menschen der Region ist Weil vor allem wegen des riesigen Einkaufszentrums „Neckar-Center“ bekannt. Der Königliche Pavillon, erbaut Anfang des 19. Jahrhunderts von dem italienischen Architekten Giovanni Salucci, oder die historischen Gestütsgebäude sind hingegen nur wenigen ein Begriff.

Bereits 2006 erarbeitete die Stadt daher einen städtebaulichen Rahmenplan mit dem Ziel, Weil zu einem attraktiven Wohnstandort auszubauen und die Vernetzung mit den angrenzenden Vierteln zu stärken. Auf dieser Grundlage wurde 2015 ein Investorenwettbewerb zur Bebauung des ehemaligen Sportplatzes ausgelobt. Auf einer Fläche von 19.000 Quadratmetern, flankiert von der Bundestraße und dem Einkaufszentrum, sollte neben städtisch geförderten Wohnungen, seniorengerechten Appartements und Mietwohnungen für mittlere Einkommensverhältnisse auch preiswertes Wohnungseigentum sowie eine Kita entstehen.

Schutz nach Norden, Offenheit nach Süden
Im Wettbewerbsverfahren überzeugte der Entwurf von Bräuning Höhne Architekten, die das Bebauungskonzept zusammen mit dem Bauträgerunternehmen Godel Planen und Bauen entwickelten. Hierbei setzte man vor allem auf zwei städtebauliche Komponenten: zum einen auf eine klare Stadtkante nach Nordosten bzw. Nordwesten und zum anderen auf einen ruhigen Quartiersinnenbereich. Dieser bildet als grüne Achse nicht nur Freiflächen für die Bewohner*innen, sondern dient auch als städtebauliches Bindeglied zum restlichen Ort. Den schützenden Rahmen bildet ein vier- bis fünfgeschossiger geknickter Baukörper, der die Siedlung gegen die Schallemissionen der Bundesstraße und des Einkaufszentrums abschirmt. Die Mietwohnungen dort sind über große Fenster sowie Loggien nach Südosten und -westen zum ruhigen Innenbereich des Quartiers orientiert. Auch eine Kindertagesstätte, Flächen für betreute Senioren-WGs und ein Café sind in dem Gebäude integriert. Südlich des Mehrgeschossers befinden sich darüber hinaus 43 dreigeschossige Reihenhäuser mit Gärten und Dachterrassen sowie zwei dreigeschossige Stadthäuser.

Effizient gebaut, vor Lärm geschützt
„Die größte Herausforderung war der Lärmschutz“, erinnert sich Architekt Christoph Höhne, hauptverantwortlich für Entwurf und Planung der Salucci Höfe. „Die Gutachter errechneten, dass der Schalleintrag über das Neckar-Center sogar deutlich größer ist als über die Bundesstraße, denn in dem zugehörigen Parkhaus entstehen Schallspitzen, zum Beispiel durch anfahrende Autos oder zuschlagende Autotüren.“ Als Antwort auf die hohen Schallschutzvorgaben gestaltete Höhne den mehrgeschossigen Riegel in Richtung des Einkaufscenters mit nur wenigen Fenstern, die festverglast sind. Aber auch die massive Bauweise trägt dem Lärmschutz Rechnung: Neben Stahlbeton in einzelnen Wandabschnitten setzte man vor allem auf Kalksandstein für die primäre Tragkonstruktion. Aufgrund seiner hohen Rohdichte schützt er vor Lärm und Störgeräuschen, ganz gleich, ob von außen oder aus der Nachbarwohnung kommend. So wurden bei den Wohnungstrennwänden im Fünfgeschosser sowie bei den Haustrennwänden der Reihenhäuser hauptsächlich Kalksandsteine in der erhöhten Rohdichteklasse (RDK) 2,2 eingesetzt. In Bereichen mit geringeren Schallschutzanforderungen genügte die RDK 2,0.

Um die verschiedenen Gebäudetypen schnell und rational zu realisieren, verwendete das beauftragte Bauunternehmen KS XL-Rasterelemente. Das System basiert auf großformatigen, klar definierten Elementen im 12,5er Raster. Auf die Baustelle wird ein kompletter Bausatz, bestehend aus Regelelementen und auf die Planung abgestimmten Ergänzungsformaten, geliefert, die mit einem Minikran versetzt werden. „Ich empfinde das Bauen mit Kalksandsteinen nach wie vor als die effizienteste und wirtschaftlichste Bauweise, gerade wenn es um hohe Anforderungen an die Tragfähigkeit und den Schallschutz geht“, so Christoph Höhne.

 

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