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[ Nachwuchs-Kolumne #201 ]

Ein Schulhof auf Sansibar: einfach mal machen

Carolin Kemkes-Günner hat an der Ostküste Afrikas einen Schulhof gestaltet. Das Projekt zeigt, was wir erreichen können, auch dank unseres Know-hows in der Landschaftsarchitektur.

Von Luisa Richter

Was mit einem zufälligen Kennenlernen während der Flitterwochen begann, endete für Carolin Kemkes-Günner im Frühjahr 2024 mit der Bauleitung für einen Schulhof auf der Insel Sansibar, die zu Tansania gehört. Ich folge Caro schon seit einer Weile bei Instagram (@carolinkemkes_freiraumplanung). Wie sie verschiedene Aspekte der Landschaftsarchitektur zeigt und ihre Planungen und Projekte begleitet, gefällt mir. So habe ich mitbekommen, dass sie einen Schulhof auf Sansibar plant.

Am Anfang hatte ich die Planung beim schnellen Durchscrollen auf Instagram nur für ein Uniprojekt gehalten. Als dann aber Ende Februar, Anfang März täglich Bilder und Videos vom Bau des Schulhofes angezeigt wurden, habe ich mich ein bisschen mehr damit beschäftigt.

Über viele Umwege zur Schule

Im Gespräch hat Caro dann erzählt, wie genau sie zu dem Schulhof kam. Eigentlich aus Zufall hatte sie mit ihrem Ehemann in den Flitterwochen Shafii Haji kennengelernt – oder wie ihn eigentlich alle nennen: Gasica, was für „Great African Superman In Completing Ambitions“ steht. Er ist ein lokaler Visionär, der mit verschiedenen sozialen Projekten die Lebensrealität der Menschen seiner Community verbessert.

Gasica selbst verließ die Schule mit kaum 14 Jahren, lebte dann auf der Straße und kämpfte sich später zurück ins Leben. Die Hilfe, die er von anderen erfahren hatte, gab er nun weiter. Angefangen mit kostenlosem Englischunterricht, gründete er bald eine Fahrradwerkstatt, um sich weiter engagieren zu können. Später gründete er den Verein Learning4Life Academy mit dem er die Schule gründen konnte. Seine Mission: den Kindern der Stadt die englische Sprache beizubringen, damit sie aus der Armut entfliehen können.

Das perfekte Match

Bei der Frage, was das mit Landschaftsarchitektur zu tun hat, kommt Caro wieder ins Spiel. Gerade in den letzten Zügen des Masterstudiums, lernte sie Gasica kennen, der ihr erzählte, dass er dringend einen angemessenen Schulhof für seine Schule benötige. Die Begeisterung sei direkt groß gewesen, berichtet Caro. Nicht nur konnte sie nicht fassen, ein derartiges Angebot zu bekommen. Auch konnte Gasica kaum glauben, jemanden zufällig kennengelernt zu haben, der in Deutschland eine Ausbildung zur Bauzeichnerin in einem Büro für Spiel- und Sportplatzplanung gemacht hatte und nun kurz vor der Masterarbeit in Landschaftsarchitektur stand.

Caro war also bestens geeignet für diese Aufgabe. Sie wollte auch unbedingt bei der Umsetzung dabei sein. Ein Spendenaufruf brachte das erforderliche Geld für den Umbau schneller zusammen als gedacht. Die 3.700 Euro wurden für einen 2.300 Quadratmeter (qm) großen Schulhof mit 340 qm Spielplatz und einem 190 qm großen Gemüsegarten verwendet.

Vom Schulhof lernen

Wenn wir in Deutschland über die Wiederverwendung von Materialien reden, können wir uns an diesem Schulhof ein Beispiel nehmen. Die ganze Dorfgemeinschaft hat mit angepackt und zum Beispiel aus alten Autoreifen ein Klettergerüst gebaut. So entstand innerhalb weniger Wochen aus dem sandigen Innenhof ein Ort zum Spielen für fast 300 Kinder. Auch der Gemüsegarten zur Selbstversorgung der Schule, konnte durch die Spenden und die Unterstützung von Caros Schwester umgesetzt werden.

Was lernen wir nun daraus? Manchmal muss man einfach die Initiative ergreifen, wenn sie sich einem bietet. Projekte, in denen wir eigenständig Verantwortung übernehmen, werden uns vermutlich nicht im Studium begegnen. Wenn wir das wollen, müssen wir es einfordern. Das erste Mal ein Projekt allein zu planen und auszuführen, ist zwar eine Menge Arbeit. Aber zum Schluss nutzen 300 glückliche Kinder jeden Tag den Schulhof und freuen sich über die Spielmöglichkeiten.

Sicher gibt es viele Unterschiede zwischen Deutschland und Tansania. Aber die Fähigkeit, mit Kreativität im Team Ideen umsetzen zu können, macht unseren Beruf zu etwas Besonderem. Mit unserem Know-how können wir Menschen eine Freude bereiten und zum Beispiel wie mit diesem Schulhof einen Ort der Erholung und des Spielens erschaffen. Vielleicht sollten wir uns alle öfter auf das besinnen, was wir durch unsere alltägliche Arbeit erreichen und wie viele Menschen wir damit verbinden können.


Luisa Richter absolvierte ihren Bachelor in der Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität Berlin und studiert dort nun im Master weiter. Sie engagiert sich in der Bundesfachschaft Landschaft.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Fabian P. Dahinten, Johanna Lentzkow und Lorenz Hahnheiser.

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